(-;-) GzN

(-;-) aufgenommen via Integrated Circuit Recorder & zeitverzögert vertextet

Vom Mädesüß und Himbeerstrauch, Teil 8

Unsere Sprache ist abstrakt - leider. Wir kennen mehr als ein Hier & Jetzt - ja. Wir sprechen, um Geschichten zu erzeugen - ich weiß nicht was ich davon halten soll, ehrlich. Von den wenigen indigenen Völker, die heute in Reservats leben "dürfen", gibt es wohl nicht einmal eine Handvoll, die sich einer Sprache bedient, die zeitlos ist, das heißt: keine Zeitform kennt. Ohne Vergangenheitsform wird es schwer Geschichten zu erzählen. Ohne abstrakte Überlegungen hin zu zukünftigen Ereignissen, wird es problematisch - mitunter auch für Geschichtenerzähler. Dennoch kann Sprache ohne Präteritum und Futur auskommen. Ich werde es so denn einem Versuch unterziehen...
[... und ahne, dass ich scheitern werde; so oder so: es wird das (vielleicht aprupte) Ende der Erzählung sein!]

Ich sehe zwei Geschöpfe. Unterarten von Wölfen. Sie stehe vor einen Pflaumenbaum. Prunus, das Steinobstgewächs, steht hinter einem Zaun. Seine dem Osten zugewandte Seite hat Holzfäule. Ich betrachte ihn vom Westen und erkenne einen Pilz an seiner Rinde. Er trägt trotzdem Früchte, Zwetschgen. Viele von ihnen liegen auf dem grasbedeckten Boden. Säuger, Vögel und Insekten mögen diese Pflaumenart. Ich mag sie auch. Wir alle essen von seiner Frucht. Es schmeckt uns.

Ich sehe eine Skulptur. Es ist ein besonderes Stockholz. Es ist ein Pflaumenerdstammblock. Er steht in einem Grundstück ohne Zaun. Er hat eine Lehne mit einem Guckloch darin. Ich schaue durch und sehe die Sonne hinter dem Wald im Osten. Auf der Lehne sitzt ein Vogel. Es ist eine Aaskrähe. Es ist eine reine und schwarze Morphe. Der Rabe sitzt auch nicht, er steht auf zwei Beinen, nur für mich. Unterhalb der Lehne sehe ich zwei Kerben. Sie kreuzen sich und sind grün.

Ich sehe einen normalen Baumstumpf. Auf ihm liegt etwas. Es sind Scherben. Kreuze erkenne ich nicht, eine Lehne kann ich nicht ausmachen. Da ist kein Pflaumenbaumstamm. Ich sehe keine Säuger, keine Vögel, keine Insekten. Es gibt keine Zwetschgen. Und doch, da ist etwas. Ich schaue genauer hin. Da ist Stockausschlag. Sind das Triebe?

--- E N D E ---

Epilog: Alle Protagonisten sind/waren Zeitzeugen, lebend in der Gegenwart des Seins. Die Pflanzenwesen mussten dem Willkürzerstörungstrieb einer sesshaften Spezies weichen, die stolz sein wird auf ihre Bauten, die dort einmal stehen werden. Ihre zukünftigen Eigner erheben Anspruch auf das Land, sie werden es umzäunen, darin Bäume pflanzen und Pflanzen wachsen lassen - ein empathischer Geist kennt sie nicht und hat kein Verlangen danach sie jemals kennenzulernen; er weicht vor solchen radikalen Abstraktdenkern. 
      
3 Gedankenkommentare
  
ℐlasţradamuⓈ 'schrub' am 15. März 2018 um 21:32 folgende Gedanken:

Kleine eigenen Randbemerkung zum letzten Satz beim vorherigen Teil (7), der da lautete:

"Und um es vorweg zu nehmen: Die Wachwelt sollte mir einige Tage später noch eine weitere, diesmal eine nasale Erkenntnis zu Teil werden lassen."

Die Nota käme jetzt und könnte so lauten, wahrscheinlich tut sie das auch...:

"Dieser Eintrag wurde bislang nicht berücksichtigt, gerade deswegen, weil er bisweilen nicht in die Schriftsprache ›übersetzt‹ wurde und nur lautsprachlich in digitaler Form in meinem Privatbesitz ist. Bis dato ist nicht absehbar, ob oder wann ich ihn publik machen werde."

Beste Grüße von jemanden, der den "Glas, Tradamus" aus seinen Träumen kennt.

Anonym 'schrub' am 22. März 2018 um 20:32 folgende Gedanken:

Kann Sprache ohne Präteritum und Futur auskommen?

Entschuldigen Sie, ich kenne Sie nicht und verstehe auch Ihre Frage nicht? Was bedeuten diese beiden Begriffe Präteritum und Futur? Verläuft Ihr Denken in geordneten Bahnen? Bedingen diese Bahnen Ihr Sein im Hier & Jetzt oder trennt es sie mehr vom tatsächlichen Hiersein? Ich bin immer hier und wenn ich einmal nicht mehr hier sein sollte – unvorstellbar übrigens -, dann kann ich mich nicht vermissen! Meine Augenblicke kennen weder Kurz- noch Langzeitgedächtnis, die für mich Augenblicksmenschen ohnehin hohl und leer sind. Meine jeweilige Identität ergibt sich aus dem jeweiligen Augenblick und ich kann Ihnen versichern, auch Identitätsprobleme kenne ich nicht! Übrigens, wenn Sie die Sprache verändern, je radikaler umso besser, dann verändern Sie dadurch das Hier & Jetzt, in diesem Sinn.

ℐlasţradamuⓈ 'schrub' am 27. Dezember 2018 um 15:22 folgende Gedanken:

Ich muss mich entschuldigen, weil ich den Kommentar jetzt erst gelesen habe. Irgendwie wurde ich von Google nicht per Mail darüber informiert.

Zu den Fragen.
Präteritum = die erste Vergangenheitsform (Bsp.: "Der Hund bellte.").
Futur wird auf 2 Arten benutzt und es gibt Futur I und II - Abgrenzung Futur I:
a) z. B. als Prophezie (Bsp.: "Der Hund wird bellen" oder gegenteilig um
b) umständlich Vergangenes zu beschreiben ("Man wird glauben: Der Hund hatte gebellt.")
Futur II wird eher seltener benutzt, könnte man denken, aber das stimmt nicht ganz, es wird sogar recht oft benutzt, wenn z. B. Menschen Vermutungen aussprechen, von denen sie nicht wissen, ob sie überhaupt eintreffen werden. Als Bsp.: "Es wird einmal einen Hund geben, der wird dann bellen, wenn dies und jenes passiert."

Und genau das verstehe ich unter dieser Abstraktion des Denkens, zumindest denke ich, dass ich das seinerzeit so meinte. Die Sprache ist ohne diese Zeitformen schwer vorstellbar, was einen zu denken geben sollte, wenn man darüber nachdenkt. "Und es wird jemand kommen, der wird darüber nachdenken, dass er darüber nachdenken sollte, irgendwann."

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