Die Hände hinter den Kopf, vier Schritte gen Norden, vier gen Süden und immer wieder das Gleiche für eine ganze Weile, barfuß auf Parkett. Ich war nicht entspannt bei meinem Mini-Marsch in der eigenen Behausung, aus bewussten Gründen. Anspannung ist manchmal sehr angenehm, zumindest wenn man es sich aus erklärbaren Gründen abverlangt. Unweigerlich spann ich beim Hin- und Herschreiten den Gedankengang, wie sich ein soeben Gefangengenommener fühlen müsste. Schnell sprang ich allerdings ab von solchen Überlegungen, wechselnd in eine völlig andere Richtung. Ist es nämlich nicht so, dass sich in diesem Zustand auch zahlreiche Menschen, vor allem Männer, nach einer vergnüglichen Anstrengung auf den Rücken liegend entspannen - so gesehen: relaxen? Ob hier wohl ein gemein-geheimer Zusammenhang besteht? Eine freiwillige Auslieferung, oder will man lediglich die Hände weit genug von allem entfernen, was jenseits des Unterleibes [offen] liegt?
Wie auch immer, außer dem "Ver-Wort" für heute hat mir der Zimmer-Gang nichts gebracht, bis auf eben ein abwegiges Hirngespinst. Ich verheddere mich zumal unsagbar bereitwillig, vor allem der Sprache wegen. Es hat ein wenig den Anstrich, dass ich mich komplett verhaspele in meinem Tun und Lassen. Dass ist auch der Hauptgrund, warum ich die Aufnahmedateien meiner Wortfetzen generell nicht zur Verfügung stelle. Wer denkt, ich würde tatsächlich in einem Rutsch so sprechen wie es hier geschrieben steht, der irrt. Zwischen den Sätzen liegen zuweilen lange Durststrecken, zwischen den Wörtern viele "Ähms" und "Ähs" und andere Verzögerungslaute. Wenn ich bei offenen Fenster spreche, was ich oft tue, dann kommen dazu noch Störgeräusche, wie vorbeifahrende Autos; insbesondere die lenken mich derart ab und verleiten mich gelegentlich zu derben Aussprüchen, deren Inhalt niemand hören oder lesen will.
Verheddern ist ein Stammeln in der Sprache, es hat ansonsten keine andere Bedeutung oder überhaupt eine Bedeutsamkeit für mein Tagwerk. Es hat auch nichts mit unklaren, chaotischen Denken an sich, denn ich glaube zu denken, dass ich schon sehr strukturiert denke, nur halt nicht überwiegend in der Sprache, sondern vielmehr in Bildern. Gelegentlich behaupte ich kühn, ich täte dieses Bilderdenken schon alleine deswegen um die Buchstaben von ihrer Zweidimensionalität zu befreien. Gemäß dem Motto: Hole sie vom Papier und schenke ihnen den freien Spielraum von drei Dimensionen.
Weil Tiere nicht verdonnert sind in Schreibsprache zu denken, bin ich der Überzeugung dass sie ebenfalls in Bildern denken, jedenfalls öfters als die teils stark versklavt-denkende Menschenzunft. Mein Hauptgrund für diese Annahme beruht auf der Beobachtung: Tiere denken langsamer, wenn sie denken, als wir, die Sprachdenker. Dass Bilderdenker, mitunter oft pauschalisiert, zu Langsamdenkern verdonnert werden hat üblicherweise zweierlei Gründe: Unkenntnis und Stigmatisierung.
Älterwerdende Hunde sind das beste Beispiel für einen Abfall schneller Denkprozesse, könnte man behaupten, würde man sie oberflächlich betrachten. Ich dagegen bin der Ansicht, dass sie einfach schon viel zu viele Bilder abgespeichert haben, als ihnen gut täte. Qualitativ denken sie ergo immer noch auf hohem Level.