(-;-) GzN

(-;-) aufgenommen via Integrated Circuit Recorder & zeitverzögert vertextet

Die Mongolenkönigin, Teil 6

Ist diese Geschichte wirklich schon zu Ende? Hatte ich bereits - unbedacht und unbemerkt - das sprichwörtliche Handtuch geworfen? Schwenkte ich schon die weiße Flagge, gewillt aufzugeben? Laufe ich davon - und wovon oder wem oder was? Vor mir selbst etwa, mir und meiner Unfähigkeit mich geradlinig mittels Lautsprache zu äußern? Vor meinen Verstrickungen in Banalitäten und meiner Vorliebe für Nebensächlichkeiten?
Fakt ist: Vor einem halben Jahr startete ich mit einer Erzählung und scheiterte mit einem Ende.

Diese Bild ist klar, deutlich und tat sich bereits im 33 Jährungsjahr meiner Erschaffung auf. Es ist für mich, im Sinne meiner Lebensspanne und so gesehen, an sich schon ein alter Hut. Sechs Jahre ist dies nun her. Seitdem schwinden meine Möglichkeiten, obgleich es nach außen hin so wirkt, als wäre ich seit 2012 überhaupt erst aktiv geworden. Aktiv mit Worten und mit der Sprache. Sie drückt sich aus in zahlreichen Einträgen - weit über 500 bis zum heutigen Tage - und auch in Druckerzeugnisse - zehn Büchern -, die auf diesen beruhen. Trotzdem: Es wirkt nur so - auf Außenstehende mehr als auf jene, die mich privat bereits viele Jahre davor kannten und heute noch sporadisch kennen. Es schwinden nicht nur meine Möglichkeiten, die Energie ist auch wie weggeblasen. Die Umstellung von einer vegetarischen auf die vegane Kost änderte daran so gut wie gar nichts. Alles verhält sich so, als ob ich an alte Erfolge anknüpfen wolle, in einer schäbigen Ausgangslage, die das nicht zulässt. Im Vergleich bin ich ein 100-Meter-Sprinter in Sportinvalidität, der versucht ist seine eigene Bestmarke zu knacken. Es ist absurd, und noch mehr: ich schaffe all das auch noch, aber lediglich im Geiste. Ich träume von Vergangenen und phantasiere mich in Zukünftigem.

Die Mongolenkönigin kann für alledem nichts, hat seither aber alle Möglichkeiten. Sie ist die Erschaffung aus dem Nichts, die nun ihr Leben mit einem Teil von mir verbringen darf und muss. Ich dagegen muss mich von Ansprüchen auf meine Exkursivseele selbst freisprechen. Die Suppe ist kalt und ich habe sie bis zum letzten Tropfen auszulöffeln und den Teller auszuschlecken, wie ein Hund seinen Napf. Und beim letzten Spritzer werde ich mich womöglich verschlucken und dahinsiechen, hoffend jemand weiß mit meiner Leiche etwas anzufangen. Zum Beispiel sie würdevoll zu bestatten, an einem Ort, wo ich Dinge bewirkte, nicht zu tief (oder am besten gar nicht) unter der Erde, beleibt mit nichts außer einem Leinentuch aus einem Material, dass sich schnell abbaut. Wäre dies eine letzte Willensäußerung, so wünschte ich mir einen sandigen, leichten Boden mit acht Steinen aus dem gleichen Material drauf. Ich wünschte mir eine Person, die so oft und intensiv dieses Stückchen jener endlichen Niederkunft meines Leibes gießen würde, dass die wenigen Sandsteine darüber ihre Form verlieren würden, so wie mein Körper unter ihnen rasch verwest - in der Unendlichkeit jener Zahl. Um ehrlich zu sein wäre es mir allerdings noch lieber, wenn man mich auf einer steinigen Anhöhe bestatten würde, knapp bedeckt mit Gestein, insoweit offengelegt, damit die Aasfresser mich verwerten könnten, so wie die Metzger in Weiß Organspender ausweiden. Ich keinem Fall soll im Übrigen jemand dieser Zunft - der vermeintlichen Götter in jener Farbkluft - auf den Gedanken kommen, brauchbare Einzelteile meinem Körper zu berauben. Vielleicht sollte ich es mir mit giftiger Farbe unter meine Haut schreiben lassen? Der Deutlichkeit wegen. Vielleicht auf meinen Rücken? Vielleicht Worte wie diese: "Gib Organspende keine Chance!" oder "Keine Macht der Organspende!". Es ist und bleibt ein Sakrileg unter die Haut zu schauen. Wäre es keines, so hätte uns der liebe Gott transparent erschaffen. Und ja, im gleichen Sinne widerspreche ich mir sogleich, denn: unsere Haut ist perfekt; sie muss und darf nicht "verschönert" werden durch Malereien der Zierde wegen, nicht einmal aus einem solchen eigensinnigen Grunde, wie dem, den ich soeben für mich auserkoren habe.

Sollte diese Erzählung meine letzte Schöpfung werden, so bitte ich die Zahl der Steine zu erhöhen. Nehmt nicht acht, sondern 33. 18+15. 18 zur Rechten, 15 auf der linken Seite. Dicht aneinander sollen sie liegen. Mein Kopf hat gen Süden gebettet zu werden, die Gebeine in Embryostellung zum Norden hin und die Arme sollten angewinkelt sein, die Hände faltet bitte unter mein Haupt. Brecht Knochen, wenn es nötig ist, mitunter auch mein Genick, damit meine offenen Augen gen Osten blicken können. Davor die 18 Steine, hinter mir die 15 - alle in einer gerade Linie, die Mitte lasst frei. Ich will nicht tiefer liegen als ein Lineal misst, am besten 33 Zentimeter - nicht nur der Zahl wegen. Jeder der 33 Steine symbolisiert einen Baum, genauer gesagt eine Winterlinde. All das dem Königsweg getreu, denn: Verlasse ich meiner Wohnstätte mit Ziel zum Wald und gehe ich dem Pfad des Bürgersteiges auf der östlichen Seite nach, so laufe ich direkt unter 18 Bäumen hindurch. Schreite ich jedoch auf dem gegenüberliegendem Teerstreifen - dem Westlichen -, so sind es nur derer 15 Winterlinden, die zu mir rufen, mich befeuern zügig zu werden, um den Weg rasch zu beschreiten. Was hält mich woher ich komme? Es soll daher niemand auf den Gedanken kommen meine Beisetzungsstelle auszuschmücken, von Besuchen keine Rede. Lasst es! Alles Beschriebene reicht, denn den Rest hat, soll und wird die Natur erledigen. Wenn ihr es dennoch nicht lassen könnt, so ritzt auf eine kleine Tontafel mein Entstehungsdatum und den Ort, am besten noch die Zeit. Mein Name tut nichts zur Sache und das Todesdatum muss niemanden interessieren, es sei denn es fällt auf jenen oder einen anderen besonderen Tag, der erwähnenswert ist.

Die letzten Worte der Geschichte "Die Mongolenkönigin" überlasse ich meinem Heteronym - ℐlasţradamuⓈ. Ich habe fertig.

Prophezeiungen liegen mir nicht. Mein Name ist nicht Programm. Doch, wenn es sein muss, so soll es sein: Im 33sten Jahr ihrer Niederkunft wird die Mongolenkönigin zu ihrer und einer Größe reifen, sich an ihn und mich erinnern und mit Hilfe einer Freiseele zur Tat schreiten. Punkt. Die Erzählung ist zu Ende, und sie sollte (und wird) auf Papier gedruckt werden! 
      
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