Wer sich auf unbekanntem Terrain verfährt, der zerfährt die Oberflächen auf denen er mit seinem Vehikel unterwegs ist. Das Resultat des Zerfahren-Anteils ist bei den heutigen, zum Verschleiß preisgegebenen, Verkehrswegen zwar marginal, die Anzahl der Zerfahrer (samt deren Nutzverhalten) ist allerdings auch deutlich höher als früher - das Dramatische dabei ist somit: Jeder Teilhaber ist ein extensiver Partizipant. Wir sind also alle Zerfahrer, nebst wenn wir uns nicht aktiv daran - durch unnötiges Verfahren beispielsweise - beteiligen, und auch ferner, wenn wir in einem Gefährt sitzen oder stehen, das wir nicht mal selbst steuern. Ich lege mich ergo keinesfalls sprichwörtlich weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: Jeder ist heute zumindest ein passiver Zerfahrer, darunter sind viele es tagtäglich.
Bezeichnenderweise spricht man von zerfahrenen Tagen überwiegend nur in Umständen, wenn man Befürchtungen hegt, dass einem die kohärente Psyche zu verlieren droht, würde man sich dem zerfahrenen Momentum weiter aussetzen. Mit anderen Worten: Kaum jemand stellt sich dem Zerfahrensein, lieber ergibt man sich ihm, in der Hoffnung, dass in einer zu verstreichenden Zeitperiode wieder automatisch Ordnung Einzug nehmen wird. Versuche, jenen normalen Zustand wieder schneller zu erreichen, ziehen zumeist darauf ab dem zerfahrenen Dasein den Kampf anzusagen. Beides, Aufgabe oder Kampf, sind allemal inakzeptable Praktiken. Frieden mit sich findet man ausschließlich dann, wenn man ins "Zerfahrenhafte" eintaucht und sich damit auseinandersetzt + so seltsam es klingen mag: es annimmt, eine Symbiose sucht, an der man wächst. Etwas, dass uns lediglich temporär beeinträchtigt, verdient ebenso unsere bewusste, und ja, besondere Aufmerksamkeit.
Heute war ein zerfahrener Tag für mich und meine alte Hündin, ohne das jetzt näher zu erläutern. Halten wir es deshalb kurz: Wir haben ihn beide mit dem Gongschlag zur Mitternachtsstunde überlebt.