Die deutsche Sprache ist ein Wunder des Versprechens, versprechen tut sie aber nichts. Menschen versprechen sich und versprechen Leidgenossen Dinge, ob der Tag kurz oder lang ist. Tatsächlich ist ein Tag immer gleich lang, es sei denn man ist gut in der Suggestion, das Erleben an sich ist ja zweifelsohne subjektiv, weil kein Wesen ein Objekt ist. Ich meine - also ich denke -, es gibt schon Objekte der Begierde, die oftmals mit einem Wunsch assoziiert werden. Ich jedenfalls bin mir meiner ziemlich sicher: Ich habe schon so einige Versprechen gebrochen, die ich in aller Beiläufigkeit äußerte. In den meisten Fällen würde ich meine Vergehen aus der Vergangenheit auf ein zeitweiliges unterbewusstes Unbewusstsein schieben.
Wie kann man aber Versprechen brechen, wenn man doch gar nichts getan hat? Eine mündliche Abmachung beginnt mit dem ersten Satz und endet mit dem letzten Punkt. Der Empfänger der Übereinkunft sollte keinesfalls davon ausgehen, dass sein adversativer Diskutant kein Wissen darum hätte. Eine nüchterne Einschätzung verspricht einen breiteren Zugang zum Zusagenden, beantwortet aber nicht die Frage. Ich würde sie eh nicht stellen, hätte ich eine Antwort.
Wenn ich mir selbst etwas verspreche, so hängt es davon ab, wie ich zu mir und meinen an mein Eigen herangetragenes Versprechen stehe. Hier tendiere ich zur Aussage, dass ich dem ungemein mehr abgewinnen könnte, vertraue ich mir doch tendenziell stärker, und täte ich es nicht, so wäre es mir gegenüber äußerst befremdlich. Wenn ich also etwas Jemanden verspreche, das darauf aufbaut, dass ich dafür etwas zu leisten hätte, um das Versprechen geschehen zu lassen, so hatte ich wohl bei der Abgabe meiner Beteuerung entweder Zuversicht ins Zukünftige oder ich habe unlängst eine Hoffnung aufgebaut, für die es sich lohnt zu leben bis jenes Versprechen sich erfüllt. Vielleicht verbirgt sich hinter dem Versprechen aber auch eine Art von Zugeständnis, welches konform geht mit Einstellungen, Philosophien, Ansichtsweisen, Vorstellungen, Bekenntnissen und dergleichen.
Stürbe meine Hündin heute, so wäre ihr Grab gen Osten, unweit vom Hause entfernt, schon vorbereitet. Ich gab ihr nie das Versprechen, sie würde es sowieso nicht verstehen so wie es verstünde, dennoch komme ich nicht umher, dass dahinter eine Überzeugung steckt, die im Glauben ihre Wurzeln trägt.