(-;-) GzN

(-;-) aufgenommen via Integrated Circuit Recorder & zeitverzögert vertextet

Mein erstes Schundheft - Teil 2

Wenn es ein Gleichnis gab, dann fing es an meinem ersten Tag in dieser schwäbischen Stadt an. Ich behielt viel in Erinnerung, nahm aber so gut wie nichts so wahr, wie es ein Mensch normal tut. Ich sag das so unverblümt, weil ich gar nicht weiß, wie ein normaler Mensch die Welt normal wahrnimmt, sagt man mir doch "meist(ens) immer", ich wäre nicht so ganz von dieser Welt. Viele finden das auf Dauer nicht lässig, sondern umschreiben den Umstand mit einem anderen Wort in aller Kürze - sprechen es aber nicht aus -, welches sich lediglich in einer Buchstabenkombination vom anderen abhebt; es beinhaltet nicht zwei "s" [ʔɛs], nur eines, dafür noch ein "t" [tʰeː] dahinter. 

Was "t's" [te:s] alles ausrichten können, wenn man glaubt es wäre Kaffee und es einem nur nach etwas Zucker giert, um das unerträglich Aufgekochte trinkbar zu bekommen. Bittere Pillen schluckt man eben besser mit was "spice'igen". Und genau deswegen brachten wir Kohle zum Entflammen, um die Flüssigkeit zu wachsen, die nötig war, um in eine Lokalität zu driften, die sich damals Kerosin nannte. Das war ein voll abgefahrener Schuppen irgendwo in dieser Stadt namens Augsburg. Viel Plan hatte ich dort eben nie, aber das störte niemanden. 
An jenem Abend lief auch voll die krasse Mucke, so total Retro aus der Nach-Hippie-Zeit. Ob die Zeitangaben stimmen weiß ich bestimmt, aber ich lasse es unbestimmt dahingesagt. Funk'n'Soul stand auf dem imaginären Programmzettel, der türkisfarbige Fiat irgendwann und auch sehr lange vor der Tür des Clubs. Und wir daher auch mal auf der Tanzfläche im hinteren Bereich, aber dann doch sehr zentral. Stehen konnte man da übrigens nicht so unbeweglich wie eine Litfaßsäule. Litfaßsäule sieht man ja auch nicht oft inmitten von Häusern stehen, von daher war das völlig okay. So richtig ab ging ich spätestens nach einen Kurzen und vielen langen Drinks, sicherlich aber ab jenen Zeitpunkt, wo der hagere junge DJ mit langem Haaren, Schnauzer, Schlaghose und lockerem Holzfällerhemd in rot-schwarz die gnadenlos begabte Formation aus Hannover namens Spice über seine Turntables rollen ließ. Da wuppte sogar ein Bamberger im besten Jay-Kay-Jamiroquai-Dance-Style die nicht-vorhandenen Tanzbretter. 
Virtual Insanity war schon real!

An den weiteren Verlauf dieses feucht-fröhlichen Abends - wie man so schön lässtig sagt - konnte ich mich erst beim Morgengrauen wieder erinnern, na ja, mehr entsinnen. Jedenfalls war ich es bei der Heimfahrt, der den Fiat auf Abwegen brachte, ganz einfach deswegen, um mich einiger Dinge zu entledigen, die mir den Kopf und den Magen verdrehten. Diese Gedanken bleiben aber immer meine, daher schweigt hier der Genießer, wie man so schön sagt.
Ich möchte allerdings nicht mehr länger oder kürzer um einen kühlen oder aufgewärmten Brei labern. Brei ist ja eher was für den Morgen, vielleicht eine Vorspeise oder eine beständige Zwischenmahlzeit für Personen, denen etwas auf den Magen geschlagen ist. Ich empfehle da den guten alten Haferbrei, der ist voll vegan mit Wasser oder Pflanzenmilch (aufgegossen) und auch dieser war schon damals in Form eines Markennamens geboren . Ich sage nur (blütenzarte) Kölln (...) mit 2 "l". Der Klassiker eben.

Eben jener folgte dann für zwei geschundene Oberfranken. Ein Breilein, ein Teelein und ein Filmleinchen. So lagen wir in einer Stube, er auf der rechten Couch, ich auf einer Art Divan links ... nein umgekehrt, na ja, je nachdem. Dazwischen war zumindest ein Tisch. Unsere liegenden Köpfe waren gebettet unter Kissen mit lustigen Motiven, unsere Leiber in Wohldecken eingehüllt - so schauten wir gen Fenster. Davor stand ein Röhrenfernseher mit einer minimalistischen Bildschirmdiagonale auf einen Klapptisch. Darunter eine ähnlich antike Errungenschaft der technokratischen aufstrebenden Fortschrittsgesellschaft in ihren Anfängen - ein Abspielgerät für überdimensionale Musikkassetten, heute wenigen noch bekannt unter den Begriff Videorekorder. In jenem befand sich auch ein Band, davor lieblos auf den Boden dessen Aufbewahrungsschachtel. Eine Uma Thurman mit Bob schaute einem giftig an. Sie lag auf den Bauch, die Beine nach oben gestreckt und überkreuzt. Nur ihre Zigarette in der rechten Hand lenkte vom kleinen Schwarzen, der Nylonstrumpfhose und den hochhackigen Pumps ein wenig ab. 
Ja, so endete jener erste Tag in dieser wundersamen Stadt. Ohne Schundheft, aber mit einem Streifen, der übersetzt dieses Wort hervorbringt. Es folgten noch ein paar Besuchstage, doch damals wurde für mich...
Pulp Fiction real!

      
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