Es gibt Momente an einigen Tagen an denen ich mich voller Energie fühle und gleichzeitig so erschöpft, dass ich sofort (ein-)schlafen könnte. In den allermeisten Fällen sind solche Augenblicke keine zwiespältige Angelegenheit für mein Wesen, denn ich entscheide mich in aller Regel der zeitweiligen Müdigkeit nachzukommen, sofern es mir natürlich möglich ist. Überaus selten beschließe ich mich aus freiem Willen gegen den Schlaf. Es ist nicht nötig zu erwähnen, dass mich der Zwiespalt dann ungemein streng heimsucht. Es ist für mich allerdings gleichfalls nicht näher erwähnenswert, dass durch den unbändigen Willen stets die Energie, die "Tat(en)kraft", als Sieger vom Feld geht. Ich glaube, rückblickend betrachtet waren das oft die produktivsten Stunden meines Lebens.
Heute Abend, heute Nacht, war abermals so einer jener Tage und ich zwang mich förmlich wach zu bleiben. Meine Augen, könnte man sie sehen - könnte ich sie sehen -, waren oder sind wohl mehr als das Adjektiv schläfrig umschreiben könnte, meine Aussprache ist um ein deutliches Maß unverständlicher - nehme ich an -, dennoch wird mir dieser kleine Funke abermals genügen, um etwas aus mir herauszupressen, dass es wert ist aufgenommen zu werden.
Zum Thema Holzach gibt es noch so ein paar Dinge, die ich ausarbeiten wollte, welche ich schlecht oder ungenau formulierte in meiner ersten Botschaft in die weite Welt und die innere des Meinen. Er, Holzach, war der erste Wandergenosse, der mich mit seinen Texten erreichte. Anderen Wegbegleitern meines Lebens dagegen könnte ich ebenfalls diese, doch ungemein wichtige Rolle zutragen. Ich kannte und kenne da so einige, begegnete ihnen und verfolgte sie, die ein ähnliches Treiben in sich verspürten und es ohne Gewissensbisse auslebten. Gerade das letztere Element blieb mir bisweilen verborgen, hatte ich doch Reisen dieser Art stets nur gedanklich unternommen. Folglich keimte in mir, für meinen Geschmack, viel zu oft die Frage auf, wie es denn sein könnte, wenn man Abenteuer, selbst herbeigeführte, erleben würde, wenn man sie tatsächlich vollzöge. Antworten blieben mir die Zeitgenossen schuldig, insbesondere weil ich sie in aller Regel nicht näher dazu befragte. Insgeheim erhoffte ich mir jeder von ihnen hätte sie nicht für mich persönlich beantwortet, sondern für die Allgemeinheit in Form von Reisetagebüchern oder ähnlichem Stückgut. Da sie es - auch im Nachhinein - nicht taten, blieben mir lediglich die Werke derer über, die es sich wagten ungalant alles niederzuschreiben, was sie in den Jahren oder Monaten ihrer Tippelei antrieb, was sie erlebten, was sie missten, was sie entbehrten und was sie trotz all dessen dazu bewog ihren Weg der Ungewissheit voranzuschreiten. Und schon, obgleich gerade gesprochen, würde ich meine Aussagen komplett revidieren wollen, denn keines dieser angedeuteten und nicht näher beleuchteten Fallbeispiele trifft den Kern der Sache in Exhaustivität: denn ja, all jene Freunde und Bekannte erreichten nicht die Vollständigkeit in ihren (ach so) "wilden Jahren". Um das näher zu erläutern, habe ich mir einzugestehen, dass es für mich alleinig eine Methode gibt, die ein unstetes, ein nomadenhaftes Leben und Herumziehen in aller Grenzenlosigkeit widerspiegelt. Es ist der be- und erschwerliche Weg hingelegt per pedes - zu Fuß -, eben exakt so wie es ein Holzach tat. Dass ich seine Geschichte als ein Nonplusultra heranzog ist der Zufälligkeit geschuldet. An anderen Tagen, in anderen Nächten, hätte ich sicherlich bekanntere Personen und Persönlichkeiten inklusive deren Reisen in den Mittelpunkt gestellt; es gab derart zahlreiche in der Vergangenheit und auch einzelne Ausnahmen der Gegenwart, die es verdient hätten erwähnt zu werden, von biblischen Gestalten - ganze Völkerschaften! - bis hin zu einfachen Gesellen auf der Walz. Die heutzutage größte "Schwierigkeit" ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Verzicht. In einer Welt, die es einem erlaubt mit Rädern oder auf Schienen, im Wasser wie in der Luft, lange Strecken ohne selbsttätigen nennenswerten Aufwand in kürzester Zeit zu überwinden, ist man förmlich ständig damit konfrontiert - der Sache ausgesetzt - die eigene Reise ohne Gewissensbisse zu vereinfachen. Wie ein Pilger oder ein Wallfahrer gilt es die eigenen hehren Ziele zu verfolgen, mit aller Harschheit an ihnen festzuhalten, nicht abzuweichen von dem ursprünglichen Gedanken ein Viator mundi zu sein und zu bleiben.
Im Nachkommen der "Tat(en)kraft" meinerseits habe oder hatte ich [heute] weit am Ziel vorbeigegriffen [und vermied es auf Dinge einzugehen, auf die ich einzugehen versprach]. Ich verhielt mich wie ein Kreuzfahrer vergangener Epochen, der ohne [in] Not [geraten zu sein] von seinem Kahn sprang, um den wahnwitzigen Versuch zu unternehmen das - in der weiten Ferne gelegene - Festland schwimmend zu erreichen, obgleich er des Schwimmens nicht mal mächtig ist/war, es nie ge- oder erlernt hatte. Es braucht keiner Reflexion, um zu wissen dass, hervorgerufen von (oder aus) meinem umtriebigen Treiben [Pleonasmus #1!], etwas (dadurch) hervorgebracht wurde, etwas entstand; es braucht dagegen die detailverliebte Rückschau, um festzustellen, ob sich daraus ein gewisser Mehrwert erbot (oder erbieten wird), der in Teilen das Prädikat "zeitlos" tragen darf. Ohne Berücksichtigung dessen gelobe ich mir selbst Besserung und frage mich wie [die Erzählung] Die Wanderschaft mit dem kleinen Schwarzen weitergehen soll, wenn schon der zweite Teil mehr oder weniger als ein Einschub angesehen werden kann (oder gar muss).
Das bisserl Regen, ein Hauch von Wind, verhältnismäßig klare Luft und die gewisse Stille halfen alles nichts...