(-;-) GzN

(-;-) aufgenommen via Integrated Circuit Recorder & zeitverzögert vertextet

Der Doppel-Happs - Teil 3

Es gab einen Hund, es gab ihn ja, weil er jetzt schon lange tot ist. Ich habe seinen Namen vergessen, ich nenne ihn einfach Charlie. Ich glaube so oder so ähnlich hieß er auch.
Es war ein kleiner, kastrierter Rüde, ein Senfhund mit goldenem Fell. Ich stellte mir immer vor, wenn man einen kleinen Golden Retriever und einen Malteser nimmt, bekommt man Charlie dabei heraus. Vielleicht war er auch ein Rassehund, und so langsam glaube ich auch, dass sein Name gar nicht Charlie war, trotzdem bleibe ich dabei.
Sein Frauchen war seinerzeit mindestens doppelt so alt wie ich, stets gut gekleidet und sehr nett. Die Revers mochte Frauchen und Charlie mochte die Revers. Vor allem wenn sie läufig war, obgleich er nur noch mit Luft spritzte. 
Revers und die Rändelung waren im Moment des Aufeinandertreffens an einem langgezogenen "Abenteuer"-Spielplatz weiterhin mit der blauen Leine zu Gange - und zu jenem Zeitpunkt mit sehr gutem Fortschritt. Der Winter meinte es in diesem Jahr gut mit der Natur, der Schnee lag flächendeckend, und auch der Ort meinte es gut mit uns. Es war kaum etwas los, der Spielplatz war in jener Jahreszeit, so kurz vor der Dämmerung, unbesucht. Und in absehbarer Entfernung war auch kein anderes Menschenwesen zu erkennen.

In jenem ideell-idyllischen Moment machte die Rändelung ihren entscheidenden Fehler, der Frau Revers und ihm sowie ihr selbst weitere 3 Wochen mit Blauleine einbringen sollte.
Konventionelle Leinen haben mindestens einen Karabiner, den man dazu benutzt (ihn an) einen Metallring festzumachen. Die blaue Leine hatte zwei an jedem Ende, die Revers trug den Ring als Gegenstück an einem Geschirr. Wenn nun die Rändelung jenen Karabiner löste, war die Revers frei, so auch die Rändelung, aber nur ideell. Im Geiste tugendhafter Verantwortung war der sich selbst freigesprochene Leinenhalter auch ohne Revers dem selbigen verpflichtet.
Man stelle sich vor, man hätte alles in Griff, erwartet aber das Unerwartbare nicht. Man stelle sich vor, man ließe einen solchen Satz wie diesen so zum Lesen stehen, und man kommt zum gleichen Schluss.

Auch das Frauchen vom werten Charlie hatte eine Leine mit Karabiner - und Charlie trug ein Halsband, an dem jener befestigt war. Doch wie die Rändelung so hatte auch in jenem Moment das Frauchen des Charlies nur noch eine Leine in der Hand, an dessen Ende ihr tierischer Sozialpartner nicht mehr dran war, denn ja: er war Neudeutsch bzw. verdenglischt ausgedrückt: (ebenfalls) offline.

Nun hilft uns die Imagination des Dargebotenen mehr, als jedes weitere Wort, wenn man sich noch einmal die Ausgangslage anschaut.

  • Charlie - ein kastrierter Rüde, der noch weiß, wie man Hündinnen begattet.
  • Die Revers - eine Hündin, die das auch weiß, aber eigentlich nicht mehr gewillt ist, den werten Charlie an ihr Hinterteil zu lassen. 
  • Ein langgezogener Spielplatz (mehr als lang als breit), der ordentlich Raum bot, um diesen beiden Geschöpfen Ausdruck über ihre Befindlichkeiten ihres Seinszustandes im Moment der Begegnung zu geben.
  • Zwei Menschen, eine Rändelung und ein Frauchen, die sich entgegen ihres Altersunterschied, der Vernunft wiedersetzen, um das Schauspiel mit äußersten Erfreuens und in aller Länge zu beobachten, ja mit lächelnden Gesicht gar genossen.

Das Flitzen der Hunde - von oben nach unten und von rechts nach links auf jenem Spielplatz mit sämtlich, ihrer zur Verfügung stehenden Geste und Mimik inklusive der verbalen Lautkommunikation, vom Fiepen über Quietschen zum heuelendhaften Bellen - war in meiner Erinnerung zu kurz für einen 2. Akt. Der Vorhang fiel mit einem Paukenschlag und einer hinter die Bühne humpelnden Revers, die allerdings trotz Beeinträchtigung eines ihrer Gebeine keine Scheu davor kannte, nochmals für eine Zugabe auf die Bretter der Welt zu gehen, um ihrer Anschauung einen nachhallenden Ton einzuverleiben.

Um es kurz zu machen: Revers verletzte sich beim Herumtoben an einem spitzen Stein. Dass die Wunde trotz ihrer Tiefe sich nicht nach Außen hin versteckte, war an roten Spuren im Schnee zu erkennen. Der innere Ballen des rechten Hinterbeins zeigte bei jedem Auftreten deutliche Abdrücke, die einer weiteren Zugabe entgegensprachen. So nahmen die Karabiner von Rändelung und Charlies Frauchens wieder Einzug oder Einklick an den jeweiligen Metallringen. Rändelung und Revers gingen nach links, Charlie und Frauchen nach rechts - alle vier verließen den Ort der Begehung in Richtung ihres Zuhauses. 
Revers erwartete dort eine Notverarztung durch die Rändelung und im Nachgang ein Besuch beim örtlichen Spezialisten für solche Fälle. 
Zwei Stunden nach jenem Vorfall war Revers bestückt mit Halskrause ["Bildnachweis"] und einem dicken Fußverband zur Nachtruhe mehr als bereit.

Am nächsten Morgen folgte ein Spaziergang mit Hundeschuh, der sie nun drei Wochen lang als ständiger unliebsamer Begleiter quasi am Ende ihres Körpers verfolgte. Dahinter waren die blaue Leine und die Rändelung. 


      
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