(-;-) GzN

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Das offene Fenster zur Straße – Teil 3
Wir dürfen die Männer nicht außen vor lassen. Männer mit Dutts sind noch lächerlicher …, als Männer mit einer Pseudo-Shika*, …, die keine darstellt, weil der Rest des Kopfes ebenfalls mit Haaren bestückt ist und nicht komplett kahl rasiert wurde. Kahl rasierte Schläfen sind übrigens noch weitaus lächerlicher und werden noch viel mehr ins Lächerliche gezogen, wenn das Haupthaar durch eine Dauerwelle künstlich zum Kräuseln gebracht wurde. Das wäre mein kleiner Fuß in die Türe, um den Zugang für die Frauenwelt offenzuhalten.

Und damit zurück zur Geschichte um die Witwe Bolte, die keiner wollte – oder sinnigerweise trefflicher: der Granny Emma Webster aus der Zeichentrickserie mit dem lustigen Kanarienvogel im Papageienkäfig (Tweety Bird). Der letzte Satz ist sogar als erneuter Seitenhieb (gegen das Dutt-Tragen) nicht nur zu vernachlässigen, sondern gänzlich zu vergessen, weil die (sich selbst manifestierende) Frau meiner Erscheinung ganz und gar nicht betagt war ...  
..., sie wird sogar jünger gewesen sein als ich (es bin). Trotzdem machte sie der Dutt älter aussehend – das bringt eine strenge Dutte eben genau so mit sich; und ich rede immer noch von dem Haarknoten und nicht im österreichischen Dialekt, wo ›Dutten‹ nichts anderes bedeuten als Zitzen oder Brustwarzen [– etymologisch interessante Abstammung zu dem vulgären Begriff Titte(n)!]. Zurück zum Text: Sie war wohl so Mitte 30, das Haar – lang genug für einen Dutt – war wahrscheinlich nicht gefärbt und schaute für mich wie ein Schwarz leicht ins Bräunliche aus. Es tut mir leid, wenn ich indirekt oder unterschwellig den Anschein mache, ich würde beleidigen, aber für mich gibt es nur vier Haarfarben – blond, rot, braun (= brünett), schwarz – für adulte Personen, die noch nicht im Greisenalter angekommen sind (= Weißhaarige). Sagen wir daher der Einfachheit halber: sie hatte schwarzes Haar. Weitere Merkmale spielen jedoch hier nicht mit ein und werden daher von mir auch nicht in Erwägung gezogen, sie zu benennen oder zu umschreiben. Für mich gab es während der ersten kurzen Betrachtung nur eine sonderbare Auffälligkeit, die mich dazu bewog ihren Schritten so lange mit meinen Augen zu folgen, bis sie außer Sichtweite war. Die insgeheime abgeschlossene Wette mit mir selbst (sic!), dass sie an der Hauptkreuzung in die linke Seitenstraße gehen würde, ha(e)tte ich im Übrigen verloren. Um das dem Leser zu erläutern, müsste ich erneut das stillose Mittel der Abschweifung nutzen. Wenn ich es tue, folgt unter diesem Satz ein Absatz, den man getrost überlesen kann.

Die linke Straßenseite, aus meinem Blickwinkel, ist bevölkert von einem willkürlichen Potpourri aus Menschen, die ich oft abfällig als ›Plebs‹ bezeichne. Mit dieser tendenziös-unverschämt wirkenden Umschreibung (für einen Außenstehenden) meine ich selbstredend nicht das niedere Volk per se, auch nicht eine Ansammlung unterschiedlicher Gruppen mit unterschiedlichen Hintergründen (= bunte Mischung?), sondern eher die Vergessenen, die Nicht-Abgeholten, die grau-wirkende, traurige Masse an Gestalten, von denen ein jeder von ihnen mehr verdient hätte, als es ihm oder ihr in die sprichwörtliche Wiege gelegt wurde. Für den Fall, dass dort nur solcherlei Zeitgenossen ihr Leben verdingen würden, wäre das ein Elendsgebiet, eine Art von Ghetto ohne Be- oder Einschränkungen. Das ist aber nicht der Fall! Dort wohnen auch Mitbürger, die ich seit Jahren kenne und schätze und von denen ich weiß, dass sie geschätzt werden in und von der Gesellschaft. Vielleicht gibt es ja in meinem unmittelbaren Umfeld einen anderen ›Fenstergucker‹ in einer anderen Straße, der auf meine eigene – in der ich ›häuslich‹ in einem Haus hause [Pleonasmus-Alarm!] – schaut und mit so einem oder einem ähnlichen, in jedem Fall verächtlichen, Vorwurf daherkäme oder für sich innerlich abgespeichert, ›vermanifestiert‹, ha(e)t(te). Er – lassen wir ihn einen Mann sein – könnte dann mit der festen Überzeugung leben, dass meine Straße ein ähnliches Potpourri aus Milieus aufböte, wenn nicht gar noch ein weitaus schlimmeres. Ich würde seine Meinung dulden, und er würde mir sagen, dass sich dahinter eine Anschauung verbirgt, die ich nur nicht verstünde. Wohlweislich würde ich die Aussage des ›Konkurrenten‹ nicht hinterfragen wollen, schon aus Bequemlichkeit nicht, da ich sonst mich selbst zu erklären hätte, wie ich es hier in Ansätzen – und in einem völlig unnötigen Absatz – desperat-infernalisch versuchte. Mit einer letzten, verzweifelten, Äußerung will ich einen Umstand klar herausstellen, um meine Schilderung abzuschwächen: Ich bin ganz und gar nicht ein Misanthrop, verachte die Apartheid genauso wie meine Apathie, die mich häufig mit Melancholie umgibt.

Respekt und Toleranz wird oft abverlangt und sollte kein raumgreifendes Thema sein. Jeder kann jeden für eine gewisse Zeit respektieren und tolerieren. Wenn wir aber über Akzeptanz sprechen, respektive ich, dann gehen wir tiefer in die Materie. Wenn also jemand mit seiner blanken und puren Anwesenheit mein innerlich-gewachsenes Weltbild zerstört, dann wird es schwer mit Begriffen wie Respekt und Toleranz daherzukommen, auch wenn es nur für einige Minuten Bestand zu halten hat. Wir erinnern uns daher an meine ›geformte Verfestigung‹ einer Dame mit Dutt und katapultieren diese mit einer These ins Positive: Eine Frau mit Dutt hat Stil zu haben. Verkörpert sie jenen undefinierten Stil nicht nach Außen, so hat sie den Haarknoten nicht verdient und handelt wie ein Mode-Banause. Vielleicht ja wie jemand, der nach dem großen Karl Lagerfeld durch das Tragen einer Jogginghose in der Gesellschaft die Kontrolle über sein Leben verloren hat.** Die Frau mit Dutt trugt nun keine lange Turnhose am Leibe, das wäre möglicherweise noch ein erträglicher Umstand gewesen, nein, sie trug weit weniger als das und zeigte damit weitaus mehr Fleisch zum Vorschein als einem [Mann] lieb und recht sein könnte. Ihre körperliche Konstitution war nämlich nicht gerade sportlich angehaucht. Ein stereotypisch-geprägter Mann würde wohl ihren großen Vorbau in den Vordergrund stellen, würde aber auf das Verlangen weiterer ›Komplimente‹ in Sprachlosigkeit verfallen, in eine Unfähigkeit sich auszudrücken, so als ob ihn urplötzlich eine andere Muttersprache zugeflogen wäre und er dadurch seine eigenen ›Landsleute‹ nicht mehr verstehen könnte. Ein neuerlicher Tiefblick in das Wesen der Männlichkeit, wohlgemerkt auf oberflächlichem Niveau. Da ich mich zu jener Zunft nicht zugehörig fühle, schoss mir alleinig die Unstimmigkeit zwischen Klamotte und Dutt durch den Kopf. ›Wie – verdammt noch mal! – passt eine kurze Jeans [= Short] zu dieser Frisur!?‹, das war mein Gedanke. Sie hatte, keine Frage, einen ausladend schön anzusehenden Arsch, und selbst bei ihrer Körperfülle war das ›noch in Ordnung‹. Zudem schmeichelte ihr das weiße Teil, dass sie am Oberkörper trug, selbst wenn es – verdammt noch mal! – kein Tanktop [ordinärer Begriff: Unterhemd] hätte sein müssen, täte man mich als Laie konsultieren. Ich war ein Gefangener meiner eigenen Obsession – und ich kann das auch begründen, denn – Achtung –: Ich mag Frauen mit Dutts.  
 
Rekapitulieren wir mal eine Aussage von mir, kramen wir sie wieder hervor, damit dadurch ein wenig Licht ins Dunkle geworfen wird. Ach nein, wir paraphrasieren zuerst, das ist einträglicher. Eine meiner unterschwelligen Thesen war, dass Frauen mit Dutts zumeist alleinstehend sind. Des Weiteren merkte ich an, dass auch ich alleinstehend bin. Wer nur ein klein wenig scharfsinnig denken kann, weiß nun, wohin diese Sache laufen wird(/könnte); daher reicht lediglich am Ende ein (vollständiges Eigen-)Zitat: ›Einen gemeinsamen Nenner mit Artgenossen zu finden ist eine überaus günstige Voraussetzung, die – so denke ich – jedermann schätzt.‹
Warum mir die Dame trotzdem nicht ›genehm‹ erschien, beschreibe ich in einem kurzen – einem wirklich knappen – dritten Akt, in dem ich die zweite Begebenheit an ein und demselben Tag offenbare, die sich nur wenige Stunden später, und durch den Zufall zugetragen, ergab.


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* ›Shika‹ ist ein Zopf – eher eine stehengelassene Locke –, das traditionelle Ausdrucksmerkmal männlicher Hindus, welches auch andere religiöse Bewegungen (u. a. das Krishna-Bewusstsein) übernommen haben. Man versteht darunter eine dünne Haarsträhne, die am Scheitel des Kopfes beginnt, hingegen der Rest des Haupts ausnahmslos kahl rasiert wurde.
** Zitat aus dem Buch ›Karl über die Welt und das Leben‹: ›Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.‹   
      
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