Heute, am Dienstag (Jom Schlischi), auf den Tag genau zwei Wochen nach dem ersten Eintrag, habe ich mal wieder um dreißig auf Sieben für zehn Minuten aus dem Fenster geguckt. Weil ich aufgrund der vorherigen Spracheinträge und der daraus resultierenden und eingefangenen ›Erlebnisse‹ – eher ›Nicht-Erlebnisse‹ – wusste, dass mich auch mit mehr Tageslicht (aufgrund der Falschzeit = Sommerzeit) nichts Hochtrabendes erwarten wird, hatte ich mich eingangs auf das Spektakel – eher ›Nicht-Spektakel‹ – vorbereitet. Aus der Vielzahl von Beschäftigungen, die ich noch ›unlieber‹ vornehme, habe ich mich für eine entschieden, da diese auch mal wieder bitter notwendig war. Das genügte mir jedoch nicht. Normalerweise zog ich es gewöhnlich – eher: bislang oder bisher – vor, still ins Freie zu sehen, doch dem war heute nicht so; oder anders ausgedrückt: Mir war einfach nicht danach.
Wie ein kleiner Stevie Wonder – no front – rasierte ich mich also mal (gänzlich) spiegellos, trocken, mit stumpfen, weil bereits benutzten, Einwegklingen und ohne Schaum oder Gel. Das allermeiste der Gesichtsschambehaarung wurde von einer ehemaligen Eisschachtel aufgefangen, sodass ich nicht im Nachgang noch den Boden reinigen musste, was ich dann letztendlich doch tat. Und zwar mit so (lustigen) Hygienetüchern und einem Blatt von einer Küchenrolle. Das funktioniert, sagt der selbstständige Mann. Aber eines nach dem anderen – oder nehmen wir es (glatt[wegs]) vorweg: Ich hatte nach den zehn Minuten auf ein Neues einen tollen – fancy? – 3-Tage-Bart. Den Feinschliff nahm ich später sorgsamer vor, also mit der Zuhilfenahme eines Spiegels, frischen und scharfen Rasierern – ich habe mich nicht geschnitten, worauf ich sehr stolz bin! –, Gel (nebenbei: ein Fehlkauf, üblicherweise verwende ich Schaum) und so weiter. Ich denke, ich brauche das im Detail nicht näher zu erläutern. Vielleicht für einen kleinen Nachsatz eine, nennen wir es mal, Anmerkung: Ich halte diese Sache mit der immer wiederkehrenden Rasur für eine Erinnerung von HaSchem speziell an uns Männern, denn ich denke, der werte Adam musste sich im Gan Eden kein einziges Mal rasieren. Es gibt dazu auch eine Erinnerung an die Frauen, und die hat nichts mit den Geburtswehen zu tun, es spielt indes da mit ein. Nur gut, dass das nicht das Thema ist und ich es folglich, und an der Stelle, nicht weiter zur Sprache zu bringen habe. Mancherlei Sachen spricht man im öffentlichen Raum nicht aus und schreibt sie auch nicht im geschlossenen Kämmerlein nieder.
Die Rasur war allerdings nicht alles, was ich noch nebenher machte. Eigentlich musste ich für die andere Sache nichts nebenher tun, also gar nichts machen, außer das Gehör einzuschalten und auf meine Englischkenntnisse zu setzen (– zu bauen?). Kurz vor den zehn Minuten am Fenster schaute ich mir nämlich ein YouTube-Video an, wo jemand darüber quasselte, dass die Serie The Orville renewed wird, in dem Sinne eine vierte Staffel bekommen würde. Das Video lief noch ein paar Minuten in die zehn Minuten rein, also schaltete ich es nicht aus. Als es dann zu Ende war, klickte ich kurzerhand – random quasi – auf irgendein Vorschlagvideo, wo mir ein anderer englischer Muttersprachler erzählte, dass Star Trek, speziell der NuTrek, wahrscheinlich bald am oder im Arsch ist; so auf die Art: Wer schaut schon diesen Crap, diesen rubbish. Die beiden Dullis hatten so recht, mit allem. Ich freue mich auf die neue Orville-Season und hoffe, dass der NuTrek bald ein Ende findet, ob würdig oder erbärmlich, das ist mir – ehrlich gesagt – völlig einerlei.
In unmittelbarer Nähe vom Fenster, also in der Behausung, passierte im Übrigen mehr, als draußen. Einziges Highlight: Eine Limousine, die ein Fahrrad mit orangen-farbigem Gestell im halboffenen Kofferraum kutschierte. Kann man das so sagen (und schreibend stehenlassen)? Ich denke, das ist an dem Punkt unerheblich, einerlei sozusagen, weil ich mit dem Eintrag ohnehin durch bin.
Ach doch, da wäre noch etwas Triviales: Nach dem Fenstergucken fing es an zu regnen. Im Moment regnet es nicht, es nieselt nicht mal, die Luft ist dennoch frisch, zu frisch für einen (fast) frisch rasierten (Mann). Glücklicherweise weht der Wind kaum mehr. Doch wen interessiert das (überhaupt)?