Ich habe mal auf einem Kulturradiosender gehört, dass traditionell nur Juden männlichen Geschlechts und über 40 Jahren die Kabbala studieren dürf(t)en, im Sinne dass ihnen diese überhaupt zugänglich gemacht werden sollte. Ich habe mich damals ziemlich aufgeregt, wegen des Nachsatzes. Aber ich rege mich ohnehin oft auf, wenn ich Kulturradiosender höre, deswegen höre ich diese viel seltener als früher und versuche dagegen die Ruhe zu ertragen. Den Nachsatz erspare ich mir und jeden, nicht dass sich noch jemand aufregt. Heute ist auch gar kein Tag zum Aufregen, weil heute ist der 6. Siwan 5780 - oder: der 29. Mai 2020 [Tag der "Sprecheintrags"].
Mir erzählte mal eine Muse von einem ihrer Vorleben. Es sollte in Ägypten gewesen sein, und sie war eine Dienerin der Königin, so sagte sie es. Ich ließ sie reden und am Ende fragte sie mich, ob ich dazu auch was wüsste, so auf die Art, ob ich da auch war. Ich negierte das kurz und knapp mit kargem Wortlaut: "Kann ich nichts dazu sagen, ich war nie in Ägypten." Das war nicht wirklich gelogen, aber es war auch nicht wirklich eine richtige Antwort. Ich wollte über düstere Trübsal schlicht und ergreifend nicht reden, vielmehr nicht darüber nachdenken, mich keinesfalls erinnern (müssen).
Noch ehe er naht, denke ich an ihn. Ich denke allerdings da auch an meine letzten Worte beim "Freyatagsgebet", und ich habe sie zu korrigieren - alsbald mit einem Eigenzitat, gewiss nach dem Prolog. So viel oder wenig sei gesagt, dass es um den Freitag geht. Heute ist Rogate - der 5. Sonntag nach Ostern -, heute können sie nach zeitgenössischer Manie beginnen - die drei Bitttage von dem "ewig-freyen" Donnerstag. Wer zählen kann, entdeckt den Fehler: Sonntag - Montag - Dienstag - Mittwoch. Daraus kann man nur wohlwollend schließen, dass der Bittsonntag nicht dazugerechnet wird. Ich verzeihe mir selbst meine Unkenntnis. Ich hätte ahnen müssen, dass der nur für das litanei'sche Einschwingen dienlich ist, oder etwa doch nicht?
Schalom, ich bin ein adventistischer Kreationist, der keiner sein darf, weil er noch keiner ist. So viel an Unklarheit im ersten Satz verlangt nach einer klaren Aussage: Ich bin kein Nietzscheist, keine - nahezu unerträgliche - Gestalt, die den Nietzscheismus frönt. Und wer auch dem Glauben schenkt, der tut gut, dem Glauben daran wieder abzustoßen. Ich bin ein gedankenschwerer und mit Hoffnung geschwängerter Idealist, der selbst zwischen dem großen Friedrich und mir, der kleinen gepellten Sojawurst, einen kausalen gemeinsamen Nenner findet: Es ist die Leidenschaft radikale Kritik in dem Sinne zu äußern, das sie nicht nur den Anschein erweckt, einen Streit vom Zaun zu brechen. Das Objekt unser beider Begierde soll die Kirche und das damit verbundene Christentum sein.