Reflexion ist wichtig, vor allem nach einem anstrengenden oder aufreibenden Tag. Bei der Aufarbeitung helfen Träume, unterbewusst wenn man sie, passiv oder aktiv, primär träumt, bewusst wenn man ihnen nachhängt. Ich schätze jeden Menschen, der seine Träume mit mir teilt oder zugesteht, dass er sie teilweise für ernst nimmt oder sogar ernster als reale Erlebnisse. Was ich nicht schätze ist das, als gesellschaftlich legitimierte und als gesund geltende, Verlangen sie, die Träume, zu bewerten - landläufig: sie zu deuten -, und zwar möglichst und leider, leider am besten sofort nach dem Erwachen, spätestens vor dem nächsten Traum. Mir erscheint so ein Vorgehen skurril, subversiv und a fortiori birgt es exponentielle Gefahren zu surrealen Gedankenzügen.
In der dritten Nacht auf der Kinderstation hatte ich einen intensiven Traum. Es war der Beginn einer langanhaltenden Traumreihe, die mich über 16 Jahre periodisch einholte. Es ließ erst nach, als ich versuchte Elemente daraus niederzuschreiben* - ich fing damit an und beließ es bisweilen fortzusetzen, denn ich bin noch nicht bereit einen Roman zu schreiben und bin ohnehin eher skeptisch, ob ich das je könnte. Kurzgeschichten bekomme ich zumindest streckenweise (schon) annehmbar hin.
Während meiner "Höllenwoche" in der Klink kam ich - was ich eigentlich nicht erwähnen müsste, tue es dennoch - selbstredend nicht dazu irgendetwas zu reflektieren. Zeit hätte ich vielleicht genug gehabt, aber die Bereitschaft fehlte, es wäre egoistisch gewesen und zuvorderst: verfrüht. Aus meinen Erfahrungen ist es nämlich so, dass es dreierlei Möglichkeiten gibt: a) essenzielle Träume sind wiederkehrend, b) Träume sind selbsterfüllende Prophetie und c) Träume verbinden Vergangenes mit Gegenwärtigen und Zukünftigem; bei den letzten beiden Punkten habe ich einen Nachsatz einzuwerfen, sonst hört sich das leicht bizarr an: Es geht hier um Zusammenhänge des persönlichen Lebens. Jeder, der behauptet er könnte beispielsweise die Zukunft für die Menschheit aus seinen Botschaften - aus der anderen Welt der Existenz - in die "Wachwelt" projizieren, der sollte tunlichst mit Vorsicht genossen werden, wenn man einer solchen Person überhaupt Aufmerksamkeit schenken will. Ich halte das für reine Zeitverschwendung. Wer also jetzt enttäuscht aufhört zu lesen, hat gutes Recht dazu, nämlich seines. Es geht hier tatsächlich und uneingeschränkt (nur) um mich und bestimmte Wegbegleiter. Überdies sind meine Gedanken heute zerstreut, von daher ende ich abrupt.
Nachsatz: Morgen zerstreue ich überschüssiges Horn - explizit: mein Finger-, Daumen- und Zehenhorn - über das Grab meiner Hündin, und ich behaupte heute ich werde das nicht ausschließlich deswegen tun, weil ich aktuell dafür keine anderweitige Verwendung finden würde. Gelegentlich habe ich gute Ideen, heute waren es derer zwei. Verrückte, freigeistige Zerstreuung ist ein edles Gut, das es zu bewahren gilt.
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* Online-Quelle: https://nachadla.blogspot.com/search/label/geschichtle4
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