Mit Vergnügen heißt auf Hebräisch Beratzon und bedeutet eher nicht das, was der Deutsche auf der Straße mit dem Vergnügen zur Sprache bringt oder vielmehr mit dem Ausspruch "Mit Vergnügen" verbindet. Man sagt es dermaßen beiläufig, als ob man zum Ausdruck bringen wolle, dass die Vitalität in Abwesenheit von Kummer und Sorgen mit einem ist. Es ist paradox, weiß doch der Ausrufer des Vergnügens, der Proklamier, dass seine Äußerung hochmütiger nicht sein könnte. Bis das Vergnügen ihm oder ihr ein Vergnügen wäre oder sein wird, für einen kurzen Moment zumindest, vergeht eine unsagbar lange Durststrecke - beileibe, wie ein Wadi in der Trockenzeit.
Das Vergnügen fließt wohl in den Adern oder unterhalb dessen, unerkennbar und doch vorhanden. Ich tue nie etwas aus "Vergnügen", weil ich nie den Spaßfaktor suche, das scheinbare Hochgefühl allen Seins. Es ist mir zu unvollkommen, weil es flüchtig und vergänglich ist. Überdies hinaus scheint mir der Weg dorthin nicht erstrebenswert und der Lohn für die Mühe hat nur einen ideellen Wert, mit dem ich nichts anzufangen wüsste. Was bringen mir Erinnerungen, wenn ich am Ende doch in der Sonne vergehe. Warum soll ich auf ihren Aufgang warten, wenn ich weiß, dass ihr Untergang mir ebenso gewiss ist wie ihr oder ihm, des Lebens spendendem Gestirn, selbst? Ach nein - ich irrte -, sie oder er geht für sich ja nie unter, zumindest nicht während meiner Drangsal auf Erden. Was drängt mich generell dazu überhaupt etwas zu tun, damit ich nicht wie ein Rinnsal verkomme, niemals wieder zurückfindend zum Strom aus dem er oder ich kam. Niemals die Weiten der Ozeane erkennend, Anteil an der Befüllung derer zu nehmen, ein Teil dessen zu sein und den Umstand erfühlend zu erspüren, keinen Blick zurückwerfend auf die Quelle, aus der seine oder meine oder ihre Substanz entsprang. Ich bin hier nur ein Tropfen auf den vielzitierten heißen Stein, einer der auf dem verdunstet, allerspätestens wenn ihm - den Stein an sich in seiner Gesamtheit - der Zenit des Strahlemanns oder gar der Strahlefrau erreicht. Und das wäre dann mein und sein und ihr und aller Vergnügen.
Das Vergnügen ist etwas für Wesen ohne Verstand oder solche, die diesen liebend gerne abschalten, so als ob sie ihn jemals angeknipst hätten. Nach der Vernunft vom Tag 5059 wäre ein prosaisches Nichts zum Thema Verstand die logische und vorhergesehene Folgeabhandlung gewesen oder präziser: hätte gewesen sein müssen. Aber mir war es eher nach (dem) Versprechen, (und) darüber zu plaudern, für mich, aus Vergnügen, wie heute.
Wenn man einen alten Hund hat oder einmal erlebt oder gar überlebt hatte, dann ist einem klar, dass das Vergnügen rein gar nichts mit fidelen Frohsinn am Hut hat; da ist kein Amüsement jenseits der Kippa. Auch ohne Vitalität lebt sich das Leben unvorhersehbar unbeschwert.