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Vom Mädesüß und Himbeerstrauch, Teil 1
Es gibt Gedanken und Geschichten und Dinge, die Menschen für sich behalten. Geheimnisse wäre ein umschreibender Begriff, der es nicht gut beschreibt, denn es muss schon viel sein, was man für sich behält, um daraus etwas zu basteln, das man einer neu ausgerufenen Krankheit mit illustren Namen zuschreibt. Ich schreibe das alles nicht, denn so etwas darf man nicht schreiben, man muss es sprechen. Meine treibenden Nicht-Wort-Gedanken driften dabei nicht zu wirklich ungewöhnlichen Schauspielen, die niemals nie jemand wissen darf, aus welchen Gründen auch immer. Es geht mir mehr oder weniger oder gänzlich nur um Banalitäten, die jeder mit sich herumschleppt und die - weil niemals nach außen getragen - einen gewissen Anspruch an Trivialität mit sich bringen. Ich denke an solche Sachen, die selbst bei den besten monogamen Beziehungsgeflechten und in den stillsten Momenten für bspw. ein gelungenes Betthupferl an den Lebensteiler getragen werden.
[Für die LeserInnen: Denkpause.]
Heute treibt es mich - "geradewegs Um-Weg" -, eine solche Erzählung vom Besten zu geben, wobei ich mir dabei wenig Mühe machen werde, zumindest habe ich bislang nicht die besten Intentionen, es zu tun, denn mein Gemüt ist noch durchtränkt mit den Erlebnissen, die mir mehrere Infernos an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen zu beiden Augenlichtern und allen Gefühlen trugen, welche ich noch nicht so ganz mit mir verinnerlicht habe. Das ist ohnehin wohl die ehrlichste Umschreibung, um eine Motivation aufzuführen, die mich dazu nötig vor mir hin- und her zureden, und es ist die beste Ausrede, wenn der gesprochenen Text nicht rund läuft. Aktuell suche ich noch den richtigen biologischen Draht in meiner Gehirnwindungen.

Alles muss im letzten Sommer begonnen haben, den Tag hab ich mir nicht gemerkt. Ich war zumindest "lustwandern" unterwegs und hatte (nur noch) einen Hund an meiner Seite, die Hündin namens Adelhaid. Um die unwichtige Zeit einzuschränken, muss ich wohl eingestehen, dass es gut möglich im Juli gewesen war, erkannte ich doch in jenem Monat, wie meditativ geradezu Solo-Spaziergänge mit Adelhaid sein können, im Allgemeinen und im Vergleich dazu, wie es vorher war mit zwei Vierbeinern oder gar noch mehreren. Die besten Runden waren indes immer die, wenn mich/uns niemand auf zwei Beinen störte. Es gibt, gab und wird (weiterhin) zwar Tage geben, da erhoff(t)e ich mir das zwangslose Treffen mit anderen Menschen samt Vierbeiner, nicht um den meinigen Willen, sondern für den Hund; er, respektive "sie", braucht ja auch ab und an ein wenig sozialen Kontakt, wenn man das so fadenschneidig nennen darf. Eigentlich interessiert sie sich ja für die wenigsten Hunde, wobei ich das durchaus nachvollziehen kann, weil ich ja auch nicht mit der Kassiererin an der Tankstelle ein philosophisches Gespräch über den Sinn des Lebens o. ä. anstrebe. Dafür benötigt es womöglich dann doch ein wenig mehr, als eine zeitlich gebundene Begegnung.

Zurück zur Geschichte: Sommer, Juli, irgendwann anno 2017. Mein Himbeerstrauch am Rande eines Schrebergartens. Meiner deswegen, weil ihn keiner haben will und Adelhaid Beerenfrüchte verschmäht. Geschmäcker sind wohl verschieden, obgleich ich den Geschmackssinn eines Hundes jetzt nicht an der Zunge festmachen würde. Sei's drum, sie isst keine Himbeeren, Selma tat dies dagegen gerne. Gleiches trifft auf Brombeeren oder Kratzbeeren zu, aber wir lassen das alles dahingestellt, sind es doch nur Nebenaspekte. So gehen wir weiter, also ich, der jetzt von Regemäßigkeit erzählen will, um eine stille Symbiose unterschwellig zu erdichten. So waren es in aller Regel fünf Tage pro Woche, montags bis freitags, wo ich jahrelang an diesen Strauch vorbeischlenderte. Und jedes Mal war es das Gleiche und doch so anders. Ich ging  nicht einfach daran vorbei - jetzt wird es ggf. sehr seltsam: Vorsicht! -, nein, ich "begrüßte" das Pflänzlein, indem ich seine Blätter streichelte oder einfach nur etwas erzählte oder beides. Ich huldigte es nicht, aber ich ließ mich nicht dazu hinreißen tat- und/oder kommentarlos daran vorbeizulaufen.  Ich wartete auch nicht auf die leckeren Wildgewächsfrüchte, denn ich wusste ja sowieso, dass sie kommen würden. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, muss ich es nochmals unterstreichend erwähnen: ich handelte tatsächlich so Jahr für Jahr, Tag ein, Tag aus. Dieses Gefasel dient auch nicht dem Hochstilisieren, um einen belanglosen Redeerguss unsauber in die Länge zu ziehen oder ihn zu dramatisieren. Es ist und war einfach unabdingbar es beiläufig zu erwähnen, obgleich ich weitere Details großspurig sogleich aussparen werde. Ich könnte ganze Wände dazu beschmieren, vielleicht auch jeden Tag aus der Erinnerung beschreiben. Keine Sprache ist dafür aber hinreichend gut - nicht mal ausreichend -, ob geschrieben oder im Wort. Daher halte ich es kurz und bündig fest: ich hatte eine jahrelange Beziehung mit dem Himbeerstrauch, der mir 1 x jährlich in einer kurzen Zeitperiode herrlich wohltuende Früchte hervorbrachte, die ich direkt vor Ort, meist beim Sonnenaufgang (ca. 7 Uhr) auch verspeiste. Und so brachten sie mich jedes Mal dazu meine alternierende Fastenzeit zu brechen, früher als es für mich gewöhnlich war (i. d. R. ca. 19 bis 10 Uhr). Die Früchte, die mir gut taten, teilte ich natürlich mit meinen Wegbegleitern, explizit nur mit meiner verstorbenen Hündin [Selma], denn Adelhaid verpönte ja ... wir erinnern uns (siehe oben)...

Noch heute kann ich mich an den Geschmack jeder einzelnen Beere erinnern, sowie auch an den Duft und die Beschaffenheit der unterschiedlichen Pflanzenteile. Das ist jetzt nicht nur einfach so dahingehaucht, sondern tatsächlich wahr, auch wenn es mir niemand glauben wird. Das ist allerdings und leider auch der Grund, warum ich diese Erzählung jetzt erst einmal abrupt abbreche. Es gilt die Erinnerungen zu wecken, an Momente, die niemals wiederkommen werden, nicht heute, aber bald. Ich „enthauche“ mich in einer persönlichen Hoffnung verfangen, dass ich es am heutigen Morgen nicht verpasste körperlich Abschied zu nehmen, weiß ich doch nicht, ob ich am morgigen Tag noch die Möglichkeit dazu haben werde. Es liegt nicht in meiner Hand. Für das Mädesüß war es ohnehin schon zu spät. „Er“ verabschiedete sich von mir schon gestern, ich dagegen vernahm es erst heute und war deswegen erschüttert. Manchmal steckt mehr Mensch in mir, als es mir lieb und recht ist.


      
4 Gedankenkommentare
  
Romy Matthias 'schrub' am 22. Juli 2021 um 19:57 folgende Gedanken:

Ich kann es nachvollziehen, dass du deine Fastenzeit für diese leckeren Beeren gebrochen hast. Alle neun Teile der Geschichte sind sehr gelungen. LG Romy

ℐlasţradamuⓈ 'schrub' am 22. Juli 2021 um 20:10 folgende Gedanken:

Wow Romy, jetzt bin ich "geflasht"! Du hast alle Teile gelesen! Dann hast du sogar mehr gelesen, als im Groschenheft #5 steht, weil den 9. Teil der Erzählung hätte ich damals in die #6 der Reihe ("Die Mongolenkönigin") ausgelagert, allerdings nicht bewusst. Er war ein Nachguss, rund 3 Monate nach dem Teil 8 gesprochen, und da war das Heft schon "im Verkehr" bzw. bei Jeff Besos im Amazonen-Weltraum erhältlich. :-)
Wie auch immer, jetzt ist es gelesen, obgleich ich es dir auch postalisch geschickt hätte. Mindestens ein Exemplar hab ich von jeden meiner "Werke" stets griffbereit daheim.

Romy Matthias 'schrub' am 23. Juli 2021 um 19:51 folgende Gedanken:

Was mich dabei am meisten interessiert, kannst du davon leben bzw. hast du viele Leser für deine "Groschenhefte" ???

ℐlasţradamuⓈ 'schrub' am 24. Juli 2021 um 23:45 folgende Gedanken:

Ich würde mich da gerne aus dem Teil 9 selbst zitieren, wo ich sprach:
"Das Schundhefdla ist schon lange gedruckt und verkauft sich wie jedes Groschenbüchlein mit geringer Marge. So soll es sein, so darf es sein, so muss ... es ist so. Punkt."
Abgekürzt lautet die Antwort: Mir geht es wie jeden Selfpublisher, der sich nicht um Publicity bemüht - es ist ein zähes passives Nebeneinkommen, von dem ich mir vielleicht eine Schachtel Zigaretten im Monat kaufen könnte. :-) Würde ich mich aber selbst "hyphen", dann käme vielleicht eine Stange dabei raus. Es gibt ergo Lukrativeres. Wenn ich jedoch wirklich eine narzisstische, große Hoffnung hegen müsste, dann wäre es die, das man mich post mortem würdigt, vielleicht ähnlich wie Pessoa, dem portugiesischen Goethe. ^^ Realistisch betracht sind das allerdings Tagträume. Jeder, so will ich behaupten, lebt nun mal irgendwie in seiner eigenen kleinen Traumwelt. Und das erachte ich für das überhaupt Wichtigste!

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