Es gibt Gedanken und
Geschichten und Dinge, die Menschen für sich behalten. Geheimnisse wäre ein
umschreibender Begriff, der es nicht gut beschreibt, denn es muss schon viel
sein, was man für sich behält, um daraus etwas zu basteln, das man einer neu
ausgerufenen Krankheit mit illustren Namen zuschreibt. Ich schreibe das alles
nicht, denn so etwas darf man nicht schreiben, man muss es sprechen. Meine
treibenden Nicht-Wort-Gedanken driften dabei nicht zu wirklich ungewöhnlichen
Schauspielen, die niemals nie jemand wissen darf, aus welchen Gründen auch
immer. Es geht mir mehr oder weniger oder gänzlich nur um Banalitäten, die
jeder mit sich herumschleppt und die - weil niemals nach außen getragen - einen
gewissen Anspruch an Trivialität mit sich bringen. Ich denke an solche Sachen,
die selbst bei den besten monogamen Beziehungsgeflechten und in den stillsten
Momenten für bspw. ein gelungenes Betthupferl an den Lebensteiler getragen
werden.
[Für die LeserInnen: Denkpause.]
Heute treibt es mich -
"geradewegs Um-Weg" -, eine solche Erzählung vom Besten zu geben,
wobei ich mir dabei wenig Mühe machen werde, zumindest habe ich bislang nicht
die besten Intentionen, es zu tun, denn mein Gemüt ist noch durchtränkt mit den
Erlebnissen, die mir mehrere Infernos an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen zu
beiden Augenlichtern und allen Gefühlen trugen, welche ich noch nicht so ganz
mit mir verinnerlicht habe. Das ist ohnehin wohl die ehrlichste Umschreibung,
um eine Motivation aufzuführen, die mich dazu nötig vor mir hin- und her
zureden, und es ist die beste Ausrede, wenn der gesprochenen Text nicht rund
läuft. Aktuell suche ich noch den richtigen biologischen Draht in meiner
Gehirnwindungen.
Alles muss im letzten
Sommer begonnen haben, den Tag hab ich mir nicht gemerkt. Ich war zumindest
"lustwandern" unterwegs und hatte (nur noch) einen Hund an meiner
Seite, die Hündin namens Adelhaid. Um die unwichtige Zeit einzuschränken, muss
ich wohl eingestehen, dass es gut möglich im Juli gewesen war, erkannte ich
doch in jenem Monat, wie meditativ geradezu Solo-Spaziergänge mit Adelhaid sein
können, im Allgemeinen und im Vergleich dazu, wie es vorher war mit zwei
Vierbeinern oder gar noch mehreren. Die besten Runden waren indes immer die,
wenn mich/uns niemand auf zwei Beinen störte. Es gibt, gab und wird (weiterhin)
zwar Tage geben, da erhoff(t)e ich mir das zwangslose Treffen mit anderen
Menschen samt Vierbeiner, nicht um den meinigen Willen, sondern für den Hund;
er, respektive "sie", braucht ja auch ab und an ein wenig sozialen
Kontakt, wenn man das so fadenschneidig nennen darf. Eigentlich interessiert
sie sich ja für die wenigsten Hunde, wobei ich das durchaus nachvollziehen
kann, weil ich ja auch nicht mit der Kassiererin an der Tankstelle ein philosophisches
Gespräch über den Sinn des Lebens o. ä. anstrebe. Dafür benötigt es womöglich
dann doch ein wenig mehr, als eine zeitlich gebundene Begegnung.
Zurück zur Geschichte:
Sommer, Juli, irgendwann anno 2017. Mein Himbeerstrauch am Rande eines Schrebergartens.
Meiner deswegen, weil ihn keiner haben will und Adelhaid Beerenfrüchte
verschmäht. Geschmäcker sind wohl verschieden, obgleich ich den Geschmackssinn
eines Hundes jetzt nicht an der Zunge festmachen würde. Sei's drum, sie isst
keine Himbeeren, Selma tat dies dagegen gerne. Gleiches trifft auf Brombeeren oder
Kratzbeeren zu, aber wir lassen das alles dahingestellt, sind es doch nur Nebenaspekte. So gehen wir weiter, also ich, der jetzt von Regemäßigkeit
erzählen will, um eine stille Symbiose unterschwellig zu erdichten. So waren es
in aller Regel fünf Tage pro Woche, montags bis freitags, wo ich jahrelang an
diesen Strauch vorbeischlenderte. Und jedes Mal war es das Gleiche und doch so anders. Ich
ging nicht einfach daran vorbei - jetzt
wird es ggf. sehr seltsam: Vorsicht! -, nein, ich "begrüßte" das Pflänzlein,
indem ich seine Blätter streichelte oder einfach nur etwas erzählte oder
beides. Ich huldigte es nicht, aber ich ließ mich nicht dazu hinreißen tat-
und/oder kommentarlos daran vorbeizulaufen.
Ich wartete auch nicht auf die leckeren Wildgewächsfrüchte, denn ich
wusste ja sowieso, dass sie kommen würden. Auf die Gefahr hin, dass ich mich
wiederhole, muss ich es nochmals unterstreichend erwähnen: ich handelte
tatsächlich so Jahr für Jahr, Tag ein, Tag aus. Dieses Gefasel dient auch nicht
dem Hochstilisieren, um einen belanglosen Redeerguss unsauber in die Länge zu ziehen
oder ihn zu dramatisieren. Es ist und war einfach unabdingbar es beiläufig zu
erwähnen, obgleich ich weitere Details großspurig sogleich aussparen werde. Ich könnte ganze
Wände dazu beschmieren, vielleicht auch jeden Tag aus der Erinnerung
beschreiben. Keine Sprache ist dafür aber hinreichend gut - nicht mal
ausreichend -, ob geschrieben oder im Wort. Daher halte ich es kurz und bündig
fest: ich hatte eine jahrelange Beziehung mit dem Himbeerstrauch, der mir 1 x
jährlich in einer kurzen Zeitperiode herrlich wohltuende Früchte hervorbrachte,
die ich direkt vor Ort, meist beim Sonnenaufgang (ca. 7 Uhr) auch verspeiste.
Und so brachten sie mich jedes Mal dazu meine alternierende Fastenzeit zu
brechen, früher als es für mich gewöhnlich war (i. d. R. ca. 19 bis 10 Uhr).
Die Früchte, die mir gut taten, teilte ich natürlich mit meinen Wegbegleitern,
explizit nur mit meiner verstorbenen Hündin [Selma], denn Adelhaid verpönte ja ... wir
erinnern uns (siehe oben)...
Noch heute kann ich mich
an den Geschmack jeder einzelnen Beere erinnern, sowie auch an den Duft und die
Beschaffenheit der unterschiedlichen Pflanzenteile. Das ist jetzt nicht nur
einfach so dahingehaucht, sondern tatsächlich wahr, auch wenn es mir niemand
glauben wird. Das ist allerdings und leider auch der Grund, warum ich diese
Erzählung jetzt erst einmal abrupt abbreche. Es gilt die Erinnerungen zu
wecken, an Momente, die niemals wiederkommen werden, nicht heute, aber bald.
Ich „enthauche“ mich in einer persönlichen Hoffnung verfangen, dass ich es am
heutigen Morgen nicht verpasste körperlich Abschied zu nehmen, weiß ich doch
nicht, ob ich am morgigen Tag noch die Möglichkeit dazu haben werde. Es liegt
nicht in meiner Hand. Für das Mädesüß war es ohnehin schon zu spät. „Er“
verabschiedete sich von mir schon gestern, ich dagegen vernahm es erst heute
und war deswegen erschüttert. Manchmal steckt mehr Mensch in mir, als es mir lieb und recht ist.
(-;-) Welche Farbe schwingt dein Wort? Zeige es mir und anderen! (-;-)