Das Dankeschön schreibt sich groß, ein Dankeschön auch, aber wenn man es wünscht, schreibt man "Danke schön", wie "Vielen lieben Dank". Wäre es anders, könnte man auch "Vielenliebendank" schreiben, was schon - zugegebenermaßen - komisch ausschaut. Wenn man fragt, ob man ein Dankeschön wünschen darf, dann schreibt man es wieder zusammen. Wenn einer es möchte und gleichzeitig tut, dann wird es wieder auseinander geschrieben. Wem das noch nicht zu kompliziert genug ist, der frage sich doch mal, wie es sich bei der Wendung "bitte schön" verhält. Da scheiden sich tatsächlich die Geister.
Es soll zugeständlich werden am Ende. Ich bin glücklich verwundert, dass ich gar zufällig am 11.11.2020 mit meinen Einträgen begann, am 14. MarCheshan des Jahres 5781, am 24. Tag von 29 besagten Monats, und gleichwohl 29 Tage vor Chanukka. Und genau wegen solcher Randbemerkungen will ich mal meine eigenen Interessen vernachlässigen, vor allem in diesem vorletzten Eintrag über Wörter (beginnend) mit (der Vorsilbe) "Ver". Nur ein Satz noch: Heute war der erste Tag der Woche, ein sonniger Sonntag, und morgen beginnt wieder eine Arbeitswoche, wie seltsam, aber nicht überraschend. Global wird sich daran wohl nichts ändern und keiner wird dafür auf die Straße gehen, um für die Wiedereinführung der ursprünglichen Woche zu demonstrieren.
Creatio ex nihilo, die Erschaffung aus dem Nichts, hat mit Tohuwabohu nichts zu tun und Tohuwabohu hat nichts mit Verwüstung zu schaffen. Etwas was öde oder leer ist, hat keinerlei Gemeinsinn mit einer Wüstenei, sondern eher oder vielmehr mit einer Unordnung; das Nichts war chaotisch, trotzdem war alles leer. Dies widerspricht sich kräftig und lässt nur einen einzigen Schluss zu: Der erste Satz der Bibel hat mit den zweiten nichts am Hut. Die Schaffung von Himmel(n) und Erde muss zeitlich - in einer gedachten, geraden Zeitlinie - älter eingestuft werden, als der Istzustand unseres Planeten, der im zweiten Satz verbildlicht wird.
Es gibt Tage oder vielmehr Nächte, da habe ich keine wirkliche Lust. Ich will nicht reden, und ich will es jetzt auch nicht, ich will in solchen Momenten rein gar nichts - nicht mal prokrastinieren, etwas auf das Morgen verschieben. Da ich aber schon angefangen habe, bringe ich die Sache zu einem Ende. Dinge zu verschieben ist nämlich etwas für Anfänger. Denn, wie ich vom Fernsehen gelernt habe (sic!), machen Prokrastinierer immer was Interessantes, sagte zumindest mal ein gewisser Arnaud Gonzague in einer kurzen TV-Abhandlung zu diesem Thema. Vor einem Jahr sah ich die Sendung auf ARTE* und habe heute schon wieder das Meiste davon vergessen, außer eben einen Spruch, der wortgetreu [in der Übersetzung] so geht/ging:
Verderben, das. Laut Deklination: Substantiv, Neutrum. Nominativ mit dem Genus "das". War das richtig oder würde ich dafür eine eher schlechte mündliche Note bekommen? Also vom und vor dem Deutschlehrkörper am Pult, nennen wir ihn salopp Pauker. Ich meine, wenn ein Pfaffe - der, welcher den Religionsunterricht heute wohl nur noch in den allerseltensten Fällen leiten dürfte müsste -, mich etwas zum Verderben fragen würde, so könnte ich ihm frei nach der Spruchsammlung des Salomos zitieren. Vielleicht sogar korrekt, je nachdem welche Bibelübersetzung er am Start hätte.
"Verlinkst" ist ein Kurzwort, eine Wortneuschöpfung, die man durchaus falsch interpretieren kann, schon alleine deswegen, weil ich "Verlinkst" gerade erfand und daher wohl Aufklärungsarbeit zu leisten habe. Am besten wir fangen bei Adam und Eva an, besser noch: nur bei Adam, denn schließlich oblag es ja ihm im Auftrag von HaSchem Dingen Namen zu geben. Und nicht nur den Dingen der Flora und Fauna, all den Tieren zu Land, in der Luft und im Wasser, et cetera pp. Obwohl, perge perge - ich sollte hier zumindest beiläufig erwähnen, dass er auch den Engeln und selbst G'tt einen Namen gab. G'tt nannte er deswegen Adonai, weil das "Herr für/von alle/s" ausdrückt, mehr oder weniger. Adon = der Herr, Adoni = mein Herr und Adonai = der Herr von allem. Es geht hier um die Aussprache. Wer das nicht glaubt, geschenkt und vergeben, schließlich hat es ja auch nichts mit "Verlinkst" zu tun.
In meinen verschlissenen Hundeklamotten, also die Montur, die ich trage, wenn ich mit dem Hund herausgehe, käme ich immer - immer - an die Klagemauer. Egal ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter. Der Grund ist einfach: Ich trage stets lange Hosen und eine Kopfbedeckung. Meine Aufmachung mag nicht stylisch wirken, aber sie hat keine offensichtlichen Löcher oder Schlitze. Alles, was ich an meinem Körper habe, ist auch nicht neu, aber es wird ab und an - sagen wir periodisch - gewaschen, so dass es nicht zu arg muffelt.
Manches vermag nicht positiv postuliert zu werden. Ich kann verdrängen, dass dieser Eingangssatz nicht gut war, das wird aber nichts daran ändern, dass er schlecht war und auch immer schlecht sein wird. Das ist und war eine objektive Tatsachenbeschreibung meinerseits. Ich werde diese Feststellung niemals revidieren. Ein Satz, der ein an sich positiv-konnotiertes Wort verneint, es zu einem Negativen stilisiert, ist immer schlecht. Kann man vielleicht den Begriff "Verdrängen" in ein gutes Licht stellen, ohne dass dafür etwas anderes in den Hintergrund rückt?
Die Hände hinter den Kopf, vier Schritte gen Norden, vier gen Süden und immer wieder das Gleiche für eine ganze Weile, barfuß auf Parkett. Ich war nicht entspannt bei meinem Mini-Marsch in der eigenen Behausung, aus bewussten Gründen. Anspannung ist manchmal sehr angenehm, zumindest wenn man es sich aus erklärbaren Gründen abverlangt. Unweigerlich spann ich beim Hin- und Herschreiten den Gedankengang, wie sich ein soeben Gefangengenommener fühlen müsste. Schnell sprang ich allerdings ab von solchen Überlegungen, wechselnd in eine völlig andere Richtung. Ist es nämlich nicht so, dass sich in diesem Zustand auch zahlreiche Menschen, vor allem Männer, nach einer vergnüglichen Anstrengung auf den Rücken liegend entspannen - so gesehen: relaxen? Ob hier wohl ein gemein-geheimer Zusammenhang besteht? Eine freiwillige Auslieferung, oder will man lediglich die Hände weit genug von allem entfernen, was jenseits des Unterleibes [offen] liegt?
Wenn ich ein Wort wählen müsste, dass für meine gesamte Lebenszeit steht, dann wäre es die Verharmlosung. Kein "Unwort" des Jahres, kein "Unwort" eines oder gar vieler Jahrzehnte, kein "Unwort" einer Generation, sondern ein "Unwort" zahlreicher Generationen - das ist die Verharmlosung. Verharmlosung ist ergo keine Bagatelle. Man trifft sie überall und jeden Tag an. Die Verharmlosung macht das Leben leichter und bekömmlicher, das Leben mit dem verharmlosten "Ding" wird dadurch generell nie lebenswerter, es suggeriert nur den oberflächlichen Eindruck eines lebenswerten Lebens trotz dem Umstand, dass eine oder zumeist mehrere Verharmlosungen existent sind.
Worte sind Geist und Leben. Mit den Gedanken wurden die Worte gegeben. Zwischen gesprochenen Worten und gedachten Gedanken besteht also eine fundamentale Abhängigkeit. Gedacht wird zumeist in Vorstellungen, weniger in Worten. Wenn vorgefertigte Vorstellungen in den Geist der Gedanken einfließen, so werden sie auch aus dem Munde des fremdgelenkten Denkers authentisch herausfließen. Wenn jener Denker sie verschriftlicht, läuft er allerdings Gefahr die Vorstellungen teilweise zu verfremden. Die Ansicht, dass die Verfremdung nahezu immer stattfindet ist mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch - und mit allem Nachdruck - zu verneinen.
Spätherbst in Franken, 20 nach 7. Aus dem Schatten der Dunkelheit schleicht sich ein Geschöpf aus einer Hofeinfahrt. Mit langsamen Schritten nähert es sich dem auserwählten Opfer, wissend dass dieses ihr Ankommen weder erahnen noch erkennen kann. Der Hof ist stockfinster und die unweit vom Anwesen aufgestellte Straßenlaterne beleuchtet den schmalen Bürgersteig mehr schlecht als recht. Die Verhältnisse für eine unerwartete Attacke könnten für das Geschöpf nicht besser sein.
Heutzutage verläuft man sich eher seltener als man sich verfährt. Bestimmt verfährt man sich auch weniger oft als früher, aber proportional sind da doch deutlich mehr Verfahrer als Verlaufer unterwegs, weil im höheren Maße Fahrer statt Läufer zugange sind. Ich rede nicht unbedingt nur von Autos und anderen weniger bereiften Motorgeschossen. Radler verfahren sich wohl auch - mit handelsüblichen Drahteseln oder gar Pedelecs, diesen neumodisch-betriebenen Elektro-Zweirädern. Motorbetrieben ist hier das ausschlaggebende, wortmorpheme Adjektiv. E-Bikes gehören verboten oder streng unter Führerschein-, Kennzeichen- und Versicherungspflicht gestellt, wie jedes motorisierte Fahrrad, kurz: Mofa. Und wer das nicht aufbringen will und selbst nicht mehr in die Pedale treten kann, der soll laufen.
Wer ein Tattoo hat, braucht sich nicht täglich vergewissern, ob es noch an Ort und Stelle steht. Es bewegt sich zwar mit den Jahren, marginal wohl, dennoch wird es nicht verschwinden, tut man nichts dagegen oder eher dafür. Ich schreibe mir nichts auf den Rücken oder sonst wo hin, und eventuell ist das auch ein Grund warum ich unliebsame Dinge vergesse. Trotzdem halte ich es für immens wichtig mich auch an triste Zeiten zu erinnern, vielleicht auch gerade deswegen, in dieser Reflexion, um abermals zu erkennen, wie trostlos es einst war. Vergewissern ist wichtig, allein schon aus Gewissen zum Wissen.
Mir fiel gestern ein gutes Wort mit der Vorsilbe "Ver" ein, aber ich vergaß es wieder. Dann dachte ich heute verzweifelt über das "Ver"-Wort nach, das mir entfiel. Auf der Arbeit. Beim Rauchen. Im Raucherhäuschen. Auf dem Hof. Im Freien. Am Abend. So spät am Abend, dass im Kabuff schon das Licht wie aus Zauberhand anging. Beim Verlassen der Denkstätte entschied ich mich nicht mehr weiter darüber zu sinnen - und daher ist das heutige Thema: Das Vergessen.
Die allermeisten meiner gesprochenen Wortbeiträge erhalten erst im Nachhinein eine Überschrift. Bei den "Tagespostgeschichten" ist es allerdings etwas anderes. Sie fangen immer mit dem Wort "Tag" an, danach folgt eine vierstellige Zahl beginnend mit 5 und am Ende gibt es einen Untertitel. Ich weiß vorher ergo genau von was ich sprechen will, könnte man denken. Doch schon alleine die soeben genannten Bezeichnungen wirken kritisch. Wenn "Tag" der Titel sei, wird die Tageszahl zum Untertitel, und der Untertitel wäre damit ein so genannter Nebentitel. Man merkt vielleicht schon: Heute wusste ich es zum Beispiel nicht, also vielmehr ihn, den "Nebentitel", der doch den Inhalt bedienen soll. Das ist überhaupt nicht gut für einen Beginn.
Eine deutsche Herangehensweise hin zum Wort Verstand führt über die Sprache. Wessen Sprache man spricht, sagt allerdings noch nichts aus welchem Volk man angehört. Um seine wahre Herkunft zu erkennen braucht es nicht viel. Von einem Rebbe habe ich mal gehört, dass es da eine ganz einfache Methode gibt, um das herauszufinden - eine jüdische Herangehensweise sozusagen. Man muss sich lediglich überlegen, in welcher Sprache man Geld zählt, dann weiß man schon, zu was man gehört. Die Folgefrage für den Nation..., Verzeihung, die Folgefrage für die BRD-Deutschen wäre: Zählen Sie noch in Deutscher Mark? Geht man weiter zurück im geschichtlichen Zeitstrang, werden die Antworten sicherlich noch seltsamer. Und ich spreche da nicht die Bayern und ihren Gulden an; das wäre schon ein Stück zu weit in der Vergangenheit.
Mit Vergnügen heißt auf Hebräisch Beratzon und bedeutet eher nicht das, was der Deutsche auf der Straße mit dem Vergnügen zur Sprache bringt oder vielmehr mit dem Ausspruch "Mit Vergnügen" verbindet. Man sagt es dermaßen beiläufig, als ob man zum Ausdruck bringen wolle, dass die Vitalität in Abwesenheit von Kummer und Sorgen mit einem ist. Es ist paradox, weiß doch der Ausrufer des Vergnügens, der Proklamier, dass seine Äußerung hochmütiger nicht sein könnte. Bis das Vergnügen ihm oder ihr ein Vergnügen wäre oder sein wird, für einen kurzen Moment zumindest, vergeht eine unsagbar lange Durststrecke - beileibe, wie ein Wadi in der Trockenzeit.
Die deutsche Sprache ist ein Wunder des Versprechens, versprechen tut sie aber nichts. Menschen versprechen sich und versprechen Leidgenossen Dinge, ob der Tag kurz oder lang ist. Tatsächlich ist ein Tag immer gleich lang, es sei denn man ist gut in der Suggestion, das Erleben an sich ist ja zweifelsohne subjektiv, weil kein Wesen ein Objekt ist. Ich meine - also ich denke -, es gibt schon Objekte der Begierde, die oftmals mit einem Wunsch assoziiert werden. Ich jedenfalls bin mir meiner ziemlich sicher: Ich habe schon so einige Versprechen gebrochen, die ich in aller Beiläufigkeit äußerte. In den meisten Fällen würde ich meine Vergehen aus der Vergangenheit auf ein zeitweiliges unterbewusstes Unbewusstsein schieben.
Der Goethe Portugals* schrieb in den 30er Jahren des letzten Jahrtausends einmal etwas von einer Herberge zur Vernunft. Sie läge auf halber Strecke zwischen dem Glauben und der Kritik. Mit der Vernunft an sich implizierte er, vielmehr sein Heteronym, den Glauben an ein Etwas, welches man ohne Glauben verstehen könne. Verstehen setzt allerdings voraus, dass da irgendetwas ist, dass man verstehen könne. Wer also unfähig ist dieses Etwas zu verstehen, wird nicht befähigt sein zu glauben, und wer keinen Glauben hat, der wird zur großen Zahl derer gezählt werden, die ihr Leben unvernünftig verdingten. Das Leben, so stand es in seinem posthum veröffentlichten Werk, sei ohnehin mit einer Herberge zu vergleichen; wie man das wahrnimmt, bleibt einem Jeden selbst überlassen. Die Blitze der Vernunft sind jedoch deutlich heller als die Finsternis des Lebens. Es ist vernünftiger die Emotionen dem Denken unterzuordnen, denn so wird das Leben fühlbarer.