Die allermeisten meiner gesprochenen Wortbeiträge erhalten erst im Nachhinein eine Überschrift. Bei den "Tagespostgeschichten" ist es allerdings etwas anderes. Sie fangen immer mit dem Wort "Tag" an, danach folgt eine vierstellige Zahl beginnend mit 5 und am Ende gibt es einen Untertitel. Ich weiß vorher ergo genau von was ich sprechen will, könnte man denken. Doch schon alleine die soeben genannten Bezeichnungen wirken kritisch. Wenn "Tag" der Titel sei, wird die Tageszahl zum Untertitel, und der Untertitel wäre damit ein so genannter Nebentitel. Man merkt vielleicht schon: Heute wusste ich es zum Beispiel nicht, also vielmehr ihn, den "Nebentitel", der doch den Inhalt bedienen soll. Das ist überhaupt nicht gut für einen Beginn.
Eine spontane Entscheidung muss herhalten! Wie wäre es mit "Versündigung"? ... Nein, das geht nicht. Im deutschen Sprachgebrauch gibt es auch eine "Sündigung" - das Wort funktioniert daher auch ohne das Präfix "Ver". Wie wäre es mit einer verstaubteren Variante? Vielleicht "Verunglimpfung"? Ich glaube die Wahl fällt nicht leicht, weil sie schon gefallen ist. Es gibt keine "Glimpfung". Und ohne Präfix arbeite ich eben nicht (sic!).
Bezeichnenderweise wäre die zweite Wahl ein Teil einer Lieblingsfloskel meiner Großmutter mütterlicherseits gewesen. Sie benutzte das Wort alleinig in einem Kontext - beim Thema Essen. Wenn jemand eine zugetragene Speise nicht verzehren wollte - sich ziemte -, so war ihr erster Satz beim geringsten Anzeichen der Ablehnung, meist durch Gesten [o. ä.], der folgende: "Versündige dich nicht". Sie meinte das bierernst, und deswegen gab es auch kaum einen Widerspruch, jedenfalls nie meinerseits. Wer war ich, dass ich ihr eine Gegenrede aufdrückte? Mein Privileg, der Sohn ihrer einzigen Tochter zu sein, genügte keineswegs. Die Tochter ihrer Tochter hätte da sicherlich mehr Ansprüche gehabt, immerhin sind es die Töchter der Mütter, die die Linie fortsetzen. Das zu verstehen, würde allerdings deutlich am Thema vorbeiführen.
Das Thema ist auf der anderen Seite schon gegessen, es ist aus und vorbei - mit diesem Mini-Eintrag. Ich habe nämlich so überhaupt gar keine Idee, was ich denn nun erzählen sollte. Ich werde ergo darauf beharren, nichts Herabwürdigendes zu sagen, nichts, was jemand oder gar eine Gruppe schmälern würde, pardon, ich meinte verschmähen würde. Hatte ich schon mal beiläufig erwähnt, dass meine Hündin nicht mehr alles isst, was man ihr auftischt, respektive vorsetzt? Rhetorische Fragen degoutiere ich wie Verleumdungen. Sie haben keine Daseinsberechtigung, trotzdem führt kein Weg an ihnen vorbei, der nicht diplomatisch oder politisch wirkt. Meine Hündin mag übrigens Obst nicht mehr so gern leiden. Streichen wir das "gern" und das "leiden" und vielleicht damit gleich den ganzen Satz. Wer mag schon Weihnachtsäpfel oder Winterbirnen? Rhetorische Sätze haben im Übrigen kein Satzzeichen verdient, davon bin ich überzeugt, auch dass ich das bestimmt schon irgendwie, irgendwann und irgendwo kundtat.
Wer Rhetorik in den Sprachgebrauch einfügt, redet viel und sagt gar nichts.
Wer Rhetorik in den Sprachgebrauch einfügt, redet viel und sagt gar nichts.
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