Creatio ex nihilo, die Erschaffung aus dem Nichts, hat mit Tohuwabohu nichts zu tun und Tohuwabohu hat nichts mit Verwüstung zu schaffen. Etwas was öde oder leer ist, hat keinerlei Gemeinsinn mit einer Wüstenei, sondern eher oder vielmehr mit einer Unordnung; das Nichts war chaotisch, trotzdem war alles leer. Dies widerspricht sich kräftig und lässt nur einen einzigen Schluss zu: Der erste Satz der Bibel hat mit den zweiten nichts am Hut. Die Schaffung von Himmel(n) und Erde muss zeitlich - in einer gedachten, geraden Zeitlinie - älter eingestuft werden, als der Istzustand unseres Planeten, der im zweiten Satz verbildlicht wird.
Philosophische Theologie kann verwirren. Denkt man es leicht, ohne eine eigene Ideologie mit ins Boot zu werfen, wird es deutlich klarer. Dass Elohim alles erschaffen hat steht zuallererst außer Frage. Dass HaSchem die Welt neu geordnet hat, nach einer offensichtlichen kataklystischen Katastrophe, ist ergo ebenso eindeutig. Auf was ich hinaus will, ist das, an was ich glaube. Ich bin ein Befürworter der Restitutionslehre, der Wiederherstellung einer untergegangenen Welt, also einer zweiten Schöpfung (nach einer vorhergegangenen ersten Schöpfung und einer ersten Welt!), die uns in diesem sprachlich einmaligen Text der Bibel auf einfachste Weise erläutert wird. Missverständliche Interpretationen von einer Vielzahl von Personen - vor allem seit dem 4. Jahrtausend nach der zweiten Schöpfung - sind für mich schlichtweg schleierhaft, die Verbreitung solcher geradezu absolut unbegreiflich. Alle Theologen, die davon ausgehen, dass die Neuschöpfung nicht sechs Tage dauerte, bewegen sich auf dünnen Eis oder haben den - für sich allein stehenden - ersten Vers nicht verstanden. Es gibt beispielsweise überhaupt keinen Sinn, weshalb man dem Sechstagewerk wahnwitzig viele Millionen- oder gar Milliardenjahre unterstellt beziehungsweise dazu gibt, und zwar deshalb, weil man damit eine Angelegenheit völlig unerklärbar liegen lässt: Wenn am dritten Tag Pflanzen und Bäume entstanden, wie sollte das funktionieren, wie sollten diese Jahrmillion ohne Sonne überleben, wenn doch erst am Tag 4 das Licht "erfunden" wurde?* Es macht auch keinen Sinn zu argumentieren, dass es davor einfach noch keine Zeit gab. Ich möchte mal einen Bauherren sehen, der bei der Fertigstellung des Rohbaus seines Hauses noch nicht weiß, wie lange es dauern wird, bis das ganze Gebilde bezugsfertig sein wird. Man unterstellt HaSchem somit die Unkenntnis über die Zeit - darüber, dass er vorher nicht wissen würde, dass der Tag 24 Stunden haben wird. Das ist G'tteslästerung! Und: Nicht diskutabel.
Meine von Tag zu Tag alternde Labrador-Hündin verwüstet nichts mehr, und dennoch bewirkt sie die von mir geschaffene Ordnung auf ihrer Liegefläche täglich in chaotische Verhältnisse zu bringen, jedenfalls von meiner Warte aus betrachtet. Es liegt nicht an einem unruhigen Ruhen, sondern an den Bewegungen zwischen den Phasen des Dösens. Ich nenne das nicht öde und leer, sondern Belebung.
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* Licht im Gegenwart von G'ttes ist kein Argument! Diese These beleidigt den Schöpfer; denn sie impliziert, dass ohne dessen Präsenz die Schöpfung nicht lebensfähig gewesen wäre; oder mit einer Metapher gesprochen: "Der Kopf des Projekts bedient nicht einen Knopf, den er fortwährend gedrückt zu halten hat".
* Licht im Gegenwart von G'ttes ist kein Argument! Diese These beleidigt den Schöpfer; denn sie impliziert, dass ohne dessen Präsenz die Schöpfung nicht lebensfähig gewesen wäre; oder mit einer Metapher gesprochen: "Der Kopf des Projekts bedient nicht einen Knopf, den er fortwährend gedrückt zu halten hat".
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