(-;-) GzN

(-;-) aufgenommen via Integrated Circuit Recorder & zeitverzögert vertextet

5089 Tage - Zerkloppen
An Yom Chamischi, am fünften Tag der Woche, wird stets ein Ei zerkloppt. Das ist meine ganz eigene Tradition. Es ist der "Ei-Rein-Klopp-Tag". Ich zelebriere ihn seit acht Jahren, immer am Donnerstag, in den Monaten der Normalzeit kurz nach Sonnenaufgang, in der Falschzeit teils deutlich später. Leider hat der schwarze Gummiring des Edelstahlgefäßes, in dem ich das Ei serviere, diese lange Periode nicht überlebt. Poröse Stellen zeichneten sich schon recht bald ab, trotzdem hielt er noch einige Jahre durch. Irgendwann, es ist wohl schon bestimmt vier oder fünf Jahre her (sic!), da riss er dann und seine Symbiose mit der Kumme war jäh dahin, was zur Folge hatte, dass die bauchige Schale ihre Rutschfestigkeit auf glattem Untergrund verlor, mehr und mehr umso leichter/weniger ihr Inhalt war oder vielmehr wurde. 

Weil ich seit acht Jahren Veganer bin, esse ich das rohe Hühnerei aus Freilandhaltung natürlich nicht selbst. Und nebst davor, also vor der besagten, hinter mir liegenden Zeitspanne, wäre die Verkostung nicht immer möglich gewesen. Vor 24 oder 25 Jahren schwor ich dem Nahrungskonsum von Fleisch ab. In den ersten, darauffolgenden 16 Jahren bestand mein Speiseplan ausschließlich aus lacto- oder ovo-lacto-vegetarischer Kost, dazwischen einige kurze oder auch mal mitunter längere Abschnitte, in denen ich mich vegan oder gar roh-vegan ernährte. Warum also zerkloppe ich Eier von glücklichen Hühnern in ein Edelstahlgefäß - mit oder ohne Gummiring? Und weswegen gerade am Donnerstagmorgen? 
Frage an mich: Weshalb kaufte ich bislang keinen neuen Gummiring nach?

Die Antwort an alle, die es noch nicht erahnt haben oder hatten: Die Schale ist ein Napf und die Mischspeise mit Ei - samt Eierschale! - wird verzehrt von Vierbeinern, Bipeden bleiben außen vor. Mittlerweile isst und ist es nur noch eine Hündin, die das über sich ergehen lassen darf. Irgendeiner hat ja den "Fraß zu fressen", und wenn nicht ich, wer dann außer sie!? Früher musste sie sich ein Ei und dessen Schale teilen, heute bekommt sie es ganz für sich alleine. Ich war in der Vergangenheit wohl ein sehr spießiger Zeitgenosse. Vielleicht hatte ich aber auch einfach keinen Bock zwei Eier zu zerkloppen - wahrscheinlich wird es so gewesen sein, bestimmt sogar, denn spießig bin ich sicherlich nicht. Das Aufschlagen an sich war nie das Thema, das Zerkleinern der Schale schon eher. Ich besitze einen Mörser aus alten Tagen, weiß aber nicht, wo er ist. Vielleicht habe ich ihn auch gar nicht mehr, wer weiß das schon, außer mir? Ich habe jedenfalls nie danach gesucht, gehe allerdings stark davon aus, dass er mitsamt dem Stößel in Zeitungspapier eingewickelt in einem Karton liegt, der die Aufschrift "Küche" trägt. Bei der Beschriftung des Umzugskartons war ich seinerzeit sehr vorsorglich unterwegs. So steht auf jeder Seite in schwarzen und fetten Lettern, beschriftet mit einem übergroßen, wasserfesten Filzschreiber, den ich immer noch habe - und auch weiß wo er ist -, das absolut leibhaftige Wort "Küche". Ich kann die Pappfaltschachtel in Übergröße daher eigentlich nicht verfehlen, sofern ich danach mal suchen sollte, also nach dem Mörser, nicht dem Karton. Da ich das bislang noch nicht tat und es auch nicht vorhabe zu tun - in nächster Zeit zumindest -, werde ich wohl ohne Mörser auszukommen haben. Rohe Eierschalen kann man ohnehin mit den Händen sehr leicht zerbrechen, hat man den Inhalt vorher entleert. Der Rest erledigen mein linke Daumen und die meine, rechte Handinnenfläche. Ich kleckere dabei äußerst selten und sollte bei Gelegenheit mal ein Tutorial darüber verfassen. Kein Schalenschnipsel geht mir verloren; Und das war soeben eine bodenlose Untertreibung, nennen wir es direkter und korrekt(er): eine dreiste Lüge. 

Adelhaid schleckt Eier, die fachmännisch/"fachfrauisch" in der Mitte aufgeschlagen zerkloppt wurden, mit Beginn des Jahres 2020 nicht mehr aus. Sie tat das eigentlich noch nie gerne, aber sie tat es davor wenigstens (überhaupt). Leider tut sie es eben nicht mehr, was für mich bedeutete und weiterhin bedeutet: Das Eierzerkloppen wurde zu einer klebrigen Prozedur, und das ist es nach wie vor - an jedem Yom Chamischi. So richtige Hardcore-Veganer sind taffe Burschen und vielleicht auch "Burschinnen", pardon, Mädels. Und als Teil jener Gilde reicht mir gewöhnlich ein umweltfreundliches - nicht nachhaltiges - Einweg-Küchentuch beileibe aus, um die besudelten Hände sorgsam zu reinigen. Einer Wasserspülung braucht es nicht. Ich weiß, das klingt sicherlich irgendwie eklig, besonders wohl für Nicht-Veganer ist es schwer vorstellbar, dennoch komme ich mit dieser Art von Kontamination erstaunlich gut klar. Solange ich meine Patscherchen nicht abschlecke, braucht sich niemand um mich und meinen Geisteszustand Sorgen zu machen. 
Mögen noch viele Donnerstage vor ihr und mir liegen.
      
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