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5087 Tage - Zerleben
Was ein vorgestelltes "Z" aus dem "Erleben" alles machen kann? Was ein "V" vor dem gleichen Wort anrichten kann, ist mehr, besser und vor allem wesentlich leichter vorstellbar - das Verleben trifft uns bekanntlich sowieso alle, ausnahmslos! Das Zerleben allerdings auch, selbst wenn man sich erst hineindenken muss - sogar als Muttersprachler. Ich tat es vor dem Eintrag und werde meinen kurzen Erguss sogleich niederlegen - sprachlich, dann in Schriftform, wie üblich eben.

So wie ich das sehe, gibt es zweierlei Arten des Zerlebens:

  1. Das Zerleben von Gegenständen.
  2. Das Zerleben einer menschlichen Existenz.

Die erste Definition von Zerleben will ich dahingestellt lassen, unkommentiert allerdings nicht komplett, dennoch genügen wohl 2-3 Sätze, um überzugreifen auf den Punkt 2. Durch wohlwollender Pflege können die unweigerlichen Folgen des Zerlebens hinausgeschoben, aber nicht aufgehoben werden. Wer trotz Nutzung schonsam mit Gegenständen umgehen kann, wird mehr davon haben, also nicht mehr Gegenstände, sondern mehr Zeit mit dem jeweiligen Gegenstand in seiner fast ursprünglichen Form. Was sich zuerst gut anhört, hat einen gewaltigen Haken. Egal was man gegen den Zerfall unternimmt, es läuft stets darauf hinaus, dass eine Meideposition eingenommen wird. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln stellt man sich gegen die natürliche Konsequenz, anstelle den Versuch zu unternehmen sie zu transformieren + aus jener Umwandlung Nutzen zu ziehen. 
Und damit wären wir schon beim menschlichen Zerleben. Die Erkenntnis über das Zerleben der eigenen Existenz ist der Vorbau. Es ist einerlei ob das Zerleben erst in Gange getreten oder bereits offenkundig zur vollen Geltung gekommen ist. Ohne Wissen darum, ist es unmöglich weitere produktive Schritte zu bestreiten. Die Annahme des eigenen Zerlebens käme damit direkt nach der Erkenntnis. Richtig gelesen: die Annahme. Nimmt man nämlich das Zerleben nicht an, so wird es - ob man davon weiß oder nicht - unnachgiebig und mit aller Härte fortschreiten, als ob es kein Leben ohne die Vorsilbe "zer" gäbe. Eben genau an diesem Punkt darf man keinesfalls den Fehler begehen und sich gegen das Zerleben zu stellen, denn es gibt tatsächlich kein Leben so ganz ohne Zerleben. Wer sein Leben lebt, wird es auch ein Stück weit verleben - und das Resultat wäre dann das Zerleben. Wenn man ergo weiß, wohin der Weg letztendlich führt, kann man den Rest lebend ertragen, selbst in einem noch so stark zerlebten Zustand. 

Mit einem von Zerleben gepeinigten Leben, einer über die Jahre geschundenen Existenz, bedarf es viel an Willensstärke, um standhaft zu bleiben. Solch volitionale Vorgänge sehe ich sogar in meiner alten Hündin. Am heutigen Abend wollte sie beispielsweise partout ihr kleines Geschäft nicht wie üblich im Garten verrichten; Sie war bestrebt den langen - und für sie sicherlich wesentlich beschwerlicheren - Weg zu gehen, um außerhalb des Grundstückes ihre Duftmarke abzusetzen, genau dort, wo sie andere Artgenossen mit großer Wahrscheinlichkeit riechen würden. 

Nachtrag: Leider gibt es in der deutschen Sprache kein Nomen für Zerleben, wie etwa "Zerlebnis" oder "Zerlebung". Diesen Umstand will ich mal, gar doppeltgemoppelt, als ein "defizitäres Manko" umschreiben. 
      
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