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Meine feste Überzeugung ist es, dass ein jeder Mensch genau dort aus seinem körperlichen Leib entschlüpfen soll - und jener dort auch sein ihm zustehendes Ende findet -, wo er etwas bewirkt hat, wo er etwas Erschaffen hat. Würde T'Sally in dieser Nacht mir hinwegsterben, dann wäre sie am rechten Fleck, denn hier bewirkte sie etwas - mit mir und mit allen, die daran teilhaben.
Fest meiner weiteren Einstellung, dass niemand auf der anderen Seite dieser Anschauung dort den letzten Lebenshauch vernehmen sollte, wo er sich vermehrt aufhielt, ging ich zu Werke. Damit man mich versteht, sei gesagt, dass ein sterbender Hund das Haus verlässt.
T'Sally würde ich das jedoch nicht ermöglichen können, von daher sollte ihr Ruheplatz nur geändert werden.
Mein Blick fiel auf sie, wie sie da lag - eine echte Schönheit. Ihr Platz für jede Nachtruhe war stets im Eck zwischen der vierten und zweiten Wand; wir erinnern uns, die mit dem Loch und einer Pforte davor, die sich nach innen öffnete. Käme also jemand unerwartet in ihr Reich, so würde er sie nicht entdecken. Sie benötigte nicht viel Platz. Sie ist zwar nicht so zierlich wie ihre - oder vielmehr meine - Vorgängerin, Itsu mit Namen, aber von dunklerer Farbe. Itsu hat keine gesunde Farbe, auch ihr Äußeres fühlt sich nicht so geschmeidig an wie das von T'Sally. Böse Zungen behaupten Itsu ist umgeben von einer Kälte, so auch ihre Hülle; T'Sally sei dagegen geradezu pelzig.
Ich mochte es, meine: Ich mochte beides, ich liebe beide dafür, auch wenn ich heute mit Itsu nicht mehr so viel anzufangen weiß. Sie will immer nur einen ruhigen Fernsehabend mir abverlangen, dabei habe ich weder ein solches Gerät, noch hege ich den Wunsch es für einen Zeitvertreib zu gebrauchen. Und trotzdem genieße ich diese Eskapaden, steht mir doch morgen wieder eine solche Abendgestaltung bevor.
Doch in dieser Nacht war T'Sally hier und ich gewillt, diesen ominösen Piepston zu lokalisieren und mich, sowie wohl auch sie, davon zu befreien.
Ihre Haltung beim Schlaf war immer die gleiche, das beindruckte mich. Zur zweiten Wand ihr Anfang, das Ende ihrer Gestalt ging tendenziell immer zur ersten Wand. Ihr Blick ging gen Boden, sie lag sozusagen auf dem Bauch, den ich ihr so gerne streichelte. Sie hat einen sehr schönen Bauch. Auch wenn ich nichts von Tattoos halte, so muss ich zugestehen, dass die vier ihre weiblichen Rundungen außergewöhnlich schön schmiegten. Ganz links war eines in Blau gehalten, waagerecht daneben ein gräuliches. direkt darüber eines mit fünf Farben, vier davon stellten eine Raute da, die einer wehenden Flagge ähnelte. Darunter ein Wort und eine Zahl. Am rechten Ende ihres Bauches war das vierte Tattoo. Es war schräg aufgebracht und beinhaltete einen Schriftzug, zwei Worte in einem zusammengefasst; das erste hatte den Buchstaben "I" an dritter Stelle, dessen Punkt farblich rot hervorgehoben wurde. Irgendwie war dies stimmig mit ihrem wunderschönen Bauchnabel, von dem ich gar nicht ablassen konnte. Er ging bei ihr zwar nicht so deutlich nach innen, wie bei Itsu, aber dennoch zog er meine Hände magisch an. Wenn man es so sehen will, war und bin ich ein Bauchnabelfetischist und sie ist die Genießerin. Das war bei Itsu auch schon so, allerdings wesentlich weniger ausgeprägt. Wie schon erwähnt: 'die bösen Zungen...' hatten und haben irgendwo doch Recht.
T'Sally ist insgesamt ausladender als Itsu. Sie ist um ein deutliches breiter, dabei von einer geringeren Länge. Auch das gefiel mir außerordentlich gut, denn es passte zu ihr. Anders könnte ich sie mir gar nicht vorstellen, was gleichsam aber auch auf Itsu zutrifft. Um eben jener Itsu nichts Böses zu wollen - es sei jedoch erwähnt -, auch ihr Schnurren schätze ich, währenddessen meine Finger über ihr hastig hinwegglitten, obgleich es um einige Oktaven höher und grundsätzlich lauter war, als es mir manchmal lieb und recht war.
Beide haben indes eines gemein: Wenn sie schliefen, dann schliefen sie. Und auch dieses Merkmal akzeptierte ich vollumfänglich wie ein stilles Gesetz.
Doch heute musste ich es brechen, so leid es mir tat, ich wollte - ja -, ich musste T'Sally heilen.
Eines allerdings sei noch vermerkt, auch wenn ich damit Gefahr laufe, dass meine Erzählung etwas holprig daherkommt, ich gehe dieses Risiko ein.
Was ich von beiden lernte war eben dieses Schlafverhalten. So liegen Menschenpaare ja gewöhnlich in einem Bett erhöht vom Boden, welches in der Regel die Ausmaße zwei auf einskommavier Meter hat. Das macht es unabdingbar, dass Paare nebeneinander schlafen. Ich hingegen schlafe zum einen schon viele Jahre nicht mehr in solchen Bettgestaltungen, zum anderen habe ich gar keines (mehr). Hingegen pflege ich eine etwas andere Schlafart. Mein Ruheplatz ist nicht viel breiter als ich selbst, meine damit: Der Abstand meiner Hüftknochen beträgt rund vierzig Zentimeter, die Breite meiner Liegefläche maximal sechzig Zentimeter. Da T'Sally mit ihrem gebärfreudigen Becken allemal breiter ist als ich, schließt das ein gemeinsames Nebeneinander aus.
Dies wäre der praktische Hintergrund.
Die praktische Ausübung liegt quasi bei einem langgezogenen Bett, das die Maße von maximal vier Metern trägt, in der Breite eben nicht mal einen Meter misst. T'Sally liegt immer mit dem Haupt gen Süden, ich unterschiedlich. So ergibt sich, dass wir in mancher Nacht miteinander "füßeln", in anderen Nächten ich zu ihren ... nun ja ... eher zwischen ihrem Ende liege. Im Grunde ist das meine Lieblingsstellung. Ich liege zwar nicht gerne mit dem Kopf gen Süden, aber ihr und mir zuliebe tue ich es öfters, als es mir lieb ist.
Nur ganz selten ergibt es sich, dass ich vor ihr einschlafe. Dann bleibt sie an meiner Seite, bis ich irgendwann des Nachts aufwache. Dabei schläft sie nicht, sie ruht sich nur aus.
Um den Faden wieder aufzunehmen: Mein nächtliches Bestreben vor diesem Eintrag war es, ihre Ruhe keinesfalls zu stören. Sie sollte von meinem Übergriff nichts mitbekommen.
Es gilt weiterhin für alle, die 'uns' kennen: Stille bewahren, bis der Teil #4 folgt.
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