(-;-) GzN

(-;-) aufgenommen via Integrated Circuit Recorder & zeitverzögert vertextet

n8 ipsum – Erratisches
Vereinzelnde Blindtexte driften auf einen Kamikazekurs. Schlimmer noch: derb inkonsequent, permanent im Schlingermodus, verstreut in der Irre und gepaart mit unsäglichem Wahnsinn. Solche Blindtexte sind wie ehrliche Politikerinnen – sie sind so selten wie noch nicht deflorierte Buhlerinnen. Ihre klare Vorstellung von gehaltvollen Inhalten steht in reziproker Relation zu ihren abgeworfenen, substanzarmen, bedeutungsleeren und geradezu alltäglich daherkommenden Sujets. Auf gut Deutsch: Gegenstandsloses Gestammel bedingt ein Urvertrauen in sich selbst. Neidisch werden sie beäugt von den Standardplatzhaltern ihrer Zunft. Amateurhafte Nachahmer soll es einige geben, munkelt man im Geheimen und speziell hinter verschlossenen Türen. Nachvollziehbar ist das nicht für einen gesunden Geist. Der pathologische Tiefflieger dagegen feiert die Idiotie, mitunter durch exponentiellen Aktionismus oder exorbitanten Aktivismus. Extreme sind protektionistische Wirksamkeitsmaßnahmen. Willkommen im erratischen Blindtext. Es wird wild.

Erratische Blindtexte müssen sezessionistisch seziert werden. Sie hoffen auf den Vollzug einer souveränen, einer separatistischen Abspaltung. Zwecks rhetorischer Verstärkung feuern sie mit tautologischem Mumpitz um sich. Pleonastische Stümperei durchzieht ihre schludrige Arbeitsweise. Sie Fischen nicht, sie Pfuschen – fortwährend. Ihre Art von Tüchtigkeit ist bemitleidenswert. Mit gefühlvollem Schwung vollführt ihr Textfluss zauberhaft jeden Zeitsprung auf einer x-beliebigen Kinderschaukel eines willkürlichen Vorstadtspielplatzes jenseits dessen regulärer Öffnungszeiten. Ihr Absprung gleicht der Präzession einer leicht bekleideten Freiluft-Mintonette-Spielerin am Netz. Im Nachgang steht nur einer graziös im Sand auf beiden unteren Extremitäten und streckt dabei die oberen ekstatisch-triumphierend in die Höhe. Erratische Blindtexte haben ihren Namen nicht verdient, er ist ihnen zufällig angedichtet worden.

Die Gattin eines Doktors namens Erratisch ist immer die Frau Doktor Erratisch, auch im Voralpenland. Sie fährt bereitwillig Ski, weil es ihr Mann gerne tut. Und er isst, was seine Frau ihm serviert. Sie trägt weiße Spitzenunterwäsche und er strahlt jeden Patienten in weißer Kluft an, wenn er Spritzen verabreicht. Die Sache mit den Injektionen machen jedoch meistens seine wechselnden Assistentinnen. Schmetterlinge fliegen hübsch. Er schaut ihnen gelegentlich genüsslich dabei zu, denn sie erfrischen sein Herz, erregen seine Sinne und erfüllen sein alterndes Inneres auf unvorhersehbare Weise mit neuen Leben. Aufkommendes Lustempfinden bringt er mit nach Hause, sofern er es nicht schon vorher auf der Gästetoilette oder der Besenkammer verdaut hat. Er weiß ja, was er daheim als Dessert aufgetischt bekommt: Edle, zeitlose und ikonische Trikotagen für darunter, die sich zum Verzehr anbiedern. Ärzte wie unser Doktor Erratisch sind oftmals Opfer horrender Unterhaltszahlungen. Ihr anerkannter Beruf macht sie zu einem gerngesehenen Gast in Freudenhäusern und Stundenhotels.

Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Oder alternativ: Wenn man nicht geht, wenn man gehen will, dann ist man schon weg, wenn man endlich geht.* Das Loslassen ist eine hohe Kunst. Ein erratischer Blindtext muss auf den richtigen Zeitpunkt hingewiesen werden, sonst kostet er jeden noch so befremdlichen Aspekt aus, verpasst den Abgang, vergisst den Ursprung, vermasselt die Initialisierung des Absprungs und verabsäumt jegliche Verbindungen zu den Handlungen des Anfangs einzugehen. Das okkasionelle Vorkommen erratischer Blindtexte ist die versöhnliche, die frohe Botschaft am Ende. Ihr zufälliges Erscheinen bedingt sich durch situative Anlässe.

___
* Zitat von Anthony Hopkins aus dem Film ›The World's Fastest Indian‹ (dt. Titel: ›Mit Herz und Hand‹)
      
0 Gedankenkommentare
  

Kommentar veröffentlichen

(-;-) Welche Farbe schwingt dein Wort? Zeige es mir und anderen! (-;-)